Symposium: Die Mode ist zuhaus’ in unsrer Stadt
DDR-Operette heute
Zugängliche Formen des Musiktheaters genossen in der DDR gerade wegen ihrer Volksnähe hohes Ansehen. Walter Felsenstein benannte gar sein neugegründetes Opernhaus 1947 nach der französischen Opéra comique. Mit der wachsenden Beliebtheit des amerikanischen Musicals ab Ende der 1950er Jahre wurde allerdings klar: Die DDR brauchte eine Antwort auf den »Klassenfeind«, ein eigenes Genre musste her! Es fand sich im sogenannten »Heiteren Musiktheater«, der DDR-Operette. Jahrelang war sie das Zuckerstückchen der Spielpläne und erfreute sich nicht nur im Ostteil des Landes großer Beliebtheit. Nach der politischen Wende noch einige Jahre gespielt, sind die Werke heute nur noch selten zu erleben.
Die Komische Oper Berlin nimmt sich dieses im Schwinden befindenden Teils deutscher Kulturgeschichte nicht nur auf der Bühne an, sondern beleuchtet ihn anlässlich der Premiere von Messeschlager Gisela auch in Rahmenformaten gemeinsam mit Zeitzeug:innen und Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis.
12 Uhr Impulsvortrag
Vom FDJ-Sekretär bis zum Frauenbund
Operette und Musical der DDR: Spiegel der Wirklichkeit, Unterhaltung, Propaganda, Erfolg
mit Roland Dippel
Was hat es mit der sogenannten DDR-Operette auf sich? Kann man davon eigentlich überhaupt sprechen? In einem kurzen Impulsvortrag führt der Spezialist in Sachen Musiktheater in der DDR, Roland Dippel, in die Grundlagen und die Ausgangspunkte für dieses einzigartige Genres ein und gibt eine Ahnung davon, warum es, wenn auch mit Umsicht zu betrachten, über Jahrzehnte weite Teile der Bevölkerung begeistern konnte.
12:30 Uhr Podium 1
»Heiteres Musiktheater« zwischen Subversion und Staatskunst
mit Klaus Lederer, Maria Mallé und Kevin Clarke
Moderation: Rainer Simon
Die DDR-Operette kann zweifelsohne als Staatskunst bezeichnet werden – schließlich wurden die Werke des sogenannten »Heiteren Musiktheaters« der DDR von staatlicher Seite beauftragt, um den »bürgerlich-dekadenten« Klassikern aus Wien und Paris sowie den Musicals aus dem angloamerikanischen Raum etwas entgegenzusetzen. Doch inwiefern nutzten die damaligen Operettenschöpfer:innen dennoch diverse Schlupflöcher und das subversive Potential ihrer Kunstform, um die bestehenden Verhältnisse zu kritisieren? Was war künstlerisch möglich in den frühen Jahren der DDR, in der Entstehungszeit von Messeschlager Gisela, in der man mit selbstkritischem Optimismus in die Zukunft blickte, und von einer Mauer durch Berlin wirklich noch keine Rede war? Und wie stellt sich heute das Verhältnis zwischen politischen Vorgaben bzw. Rahmenbedingungen und künstlerischer Freiheit dar? Diesen und weiteren Fragen geht die Panel-Diskussion mit dem Berliner Kultursenator a. D. Klaus Lederer, einem der Operettenstars des früheren Metropol-Theaters Maria Mallé, sowie dem Musikwissenschaftler und Operettenexperten Kevin Clarke, nach.
13:30 – 14 Uhr PAUSE
mit Karaoke im Zelt-Foyer
14 Uhr Podium 2
Modeschaffen in der DDR – Vom Deutschen Modeinstitut bis Exquisit
mit Ute Lindner (Textilfacharbeiterin, Modegrafikerin und Modedesignerin für Exquisit)
Katrin Kath-Bösel (Leiterin der Kostümabteilung der Komischen Oper Berlin)
Moderation: Pia Syrbe
»Die Mode ist zuhaus’ in unsrer Stadt« – in Messeschlager Gisela mischt Modegestalterin Gisela Claus mit ihrem Entwurf den VEB Berliner Schick ordentlich auf. Was dahinter steckt, wie der Arbeitsalltag in einem Textilbetrieb wirklich aussah und mit welchen Produktions- und Arbeitsbedingungen man es als Modeschaffende in der DDR tatsächlich zu tun hatte: Das alles wird auf diesem Podium aus erster Hand berichtet. Wie andere Lebensbereiche auch wurde die Modeindustrie der DDR durch die Maxime der Planwirtschaft bestimmt – das Modeinstitut der DDR gab Musterkollektionen heraus, die sich dann in den Betrieben einer Realitätsprüfung unterziehen mussten.
Mit Ute Lindner und Katrin Kath-Bösel sind auf dem Podium zwei Expertinnen zu Gast, die sowohl aus persönlicher Erfahrung als auch mit fachlicher Expertise berichten können.
Die Komische Oper Berlin nimmt sich dieses im Schwinden befindenden Teils deutscher Kulturgeschichte nicht nur auf der Bühne an, sondern beleuchtet ihn anlässlich der Premiere von Messeschlager Gisela auch in Rahmenformaten gemeinsam mit Zeitzeug:innen und Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis.
12 Uhr Impulsvortrag
Vom FDJ-Sekretär bis zum Frauenbund
Operette und Musical der DDR: Spiegel der Wirklichkeit, Unterhaltung, Propaganda, Erfolg
mit Roland Dippel
Was hat es mit der sogenannten DDR-Operette auf sich? Kann man davon eigentlich überhaupt sprechen? In einem kurzen Impulsvortrag führt der Spezialist in Sachen Musiktheater in der DDR, Roland Dippel, in die Grundlagen und die Ausgangspunkte für dieses einzigartige Genres ein und gibt eine Ahnung davon, warum es, wenn auch mit Umsicht zu betrachten, über Jahrzehnte weite Teile der Bevölkerung begeistern konnte.
12:30 Uhr Podium 1
»Heiteres Musiktheater« zwischen Subversion und Staatskunst
mit Klaus Lederer, Maria Mallé und Kevin Clarke
Moderation: Rainer Simon
Die DDR-Operette kann zweifelsohne als Staatskunst bezeichnet werden – schließlich wurden die Werke des sogenannten »Heiteren Musiktheaters« der DDR von staatlicher Seite beauftragt, um den »bürgerlich-dekadenten« Klassikern aus Wien und Paris sowie den Musicals aus dem angloamerikanischen Raum etwas entgegenzusetzen. Doch inwiefern nutzten die damaligen Operettenschöpfer:innen dennoch diverse Schlupflöcher und das subversive Potential ihrer Kunstform, um die bestehenden Verhältnisse zu kritisieren? Was war künstlerisch möglich in den frühen Jahren der DDR, in der Entstehungszeit von Messeschlager Gisela, in der man mit selbstkritischem Optimismus in die Zukunft blickte, und von einer Mauer durch Berlin wirklich noch keine Rede war? Und wie stellt sich heute das Verhältnis zwischen politischen Vorgaben bzw. Rahmenbedingungen und künstlerischer Freiheit dar? Diesen und weiteren Fragen geht die Panel-Diskussion mit dem Berliner Kultursenator a. D. Klaus Lederer, einem der Operettenstars des früheren Metropol-Theaters Maria Mallé, sowie dem Musikwissenschaftler und Operettenexperten Kevin Clarke, nach.
13:30 – 14 Uhr PAUSE
mit Karaoke im Zelt-Foyer
14 Uhr Podium 2
Modeschaffen in der DDR – Vom Deutschen Modeinstitut bis Exquisit
mit Ute Lindner (Textilfacharbeiterin, Modegrafikerin und Modedesignerin für Exquisit)
Katrin Kath-Bösel (Leiterin der Kostümabteilung der Komischen Oper Berlin)
Moderation: Pia Syrbe
»Die Mode ist zuhaus’ in unsrer Stadt« – in Messeschlager Gisela mischt Modegestalterin Gisela Claus mit ihrem Entwurf den VEB Berliner Schick ordentlich auf. Was dahinter steckt, wie der Arbeitsalltag in einem Textilbetrieb wirklich aussah und mit welchen Produktions- und Arbeitsbedingungen man es als Modeschaffende in der DDR tatsächlich zu tun hatte: Das alles wird auf diesem Podium aus erster Hand berichtet. Wie andere Lebensbereiche auch wurde die Modeindustrie der DDR durch die Maxime der Planwirtschaft bestimmt – das Modeinstitut der DDR gab Musterkollektionen heraus, die sich dann in den Betrieben einer Realitätsprüfung unterziehen mussten.
Mit Ute Lindner und Katrin Kath-Bösel sind auf dem Podium zwei Expertinnen zu Gast, die sowohl aus persönlicher Erfahrung als auch mit fachlicher Expertise berichten können.
Kostenlose Tickets für diese Veranstaltung sind im Callcenter und an der Tageskasse erhältlich.
#KOBGisela
12. Juni 2024
Ein vergessener Kontinent
Messeschlager Gisela gehört zu den bekanntesten Vertretern des »Heiteren Musiktheaters« der DDR. Dennoch verschwand das Stück irgendwann von den Bühnen – und wurde, wenn, dann nur sehr gestutzt aufgeführt. Zu deutlich waren die teils subversiven, teils direkten kritischen Wortspiele über realsozialistische Verhältnisse, zu augenzwinkernd die humorgeladene Gegenüberstellung ost- und westdeutscher Lebensverhältnisse. Nun hat die Komische Oper Berlin den Erfolgsschlager der besonderen Art DDR-Operette wieder auf die Bühne gebracht und lädt ein, die Geschichte eines 'sozialistischen' Musiktheaters neu zu betrachten. Ein Einblick zu dessen Hintergründen...
#KOBGisela
Einführung
09.06.2024
DDR-Operette im Theaterzelt vorm Roten Rathaus: Nadelöhr der Liebe
Ranischs verspielte Version lebt von der Diversität seiner Darsteller, die allesamt echte Charaktere sind, schräge Typen, weit entfernt von der hochprofessionellen Austauschbarkeit der Casts im Kommerzmusical amerikanischer Prägung. Hier treffen singende Schauspieler wie Nico Holonics, Thorsten Merten und Martin Reik auf Andreja Schneider von den Geschwistern Pfister und Johannes Dunz aus dem Komische-Oper-Ensemble. Für Theo Rüster hat Ranisch aus zwei Nebenrollen die schwule Inge erfunden. ... Im Fokus aber stehen zwei fantastische Frauen: einerseits Gisa Flake als uneitle, sturköpfige Titelheldin mit Power-Präsenz, andererseits Maria-Danae Bansen als platinblonde, brachial berlinernde Chefsekretärin Margueritta Kulicke.
Frederik Hanssen, Der Tagesspiegel
#KOBGisela
09.06.2024
Ausgrabung mit Kult-Potenzial
Die Musik ist grandios. Da stimmt alles. Das Tempo und das Timing, die schlagertauglichen Nummern. Alles da und sogar auf Weltniveau, wie es in der DDR immer so schön illusorisch hieß. Und es wird auf dem üblichen Niveau des Hauses von Adam Benzwi von einer Formation des Orchesters der Komischen Oper für das Zelt zündend serviert. ... Gisa Flake gibt die Titelrolle nicht nur schauspielerisch überzeugend als Melange aus Original und Sympathieträgerin, sie singt auch noch fabelhaft. Maria-Danaé Bansen stellt sowohl ihre atemberaubende Berliner Schnauze als auch ihr Sexappeal der Sekretärin Kulicke zur Verfügung. Thorsten Merten ist wie geschaffen für diesen Kuckuck, Andreja Schneider ein Musterbeispiel für den dosierten Einsatz eines weiblichen Selbstbewusstseins, wie man es wohl gerne mehr gehabt hätte.
Roberto Becker, Die Deutsche Bühne
#KOBGisela
8. Juni 2024
Echt flott!
Als in den 1950er Jahren das angloamerikanische Musical weltweit Erfolge feierte, ersannen die Kulturgenossen der damaligen DDR einen verwegenen Plan: als Antwort auf den »Klassenfeind« muss ein eigenes Genre auf den Bühnen des Staates auferstehen. Geboren war das sogenannte »Heitere Musiktheater«, eine Art realsozialistische Operettenform. Die Stücke um Liebesgeschichten literaturunkundiger Fußballer, allzu strenger Vopos und ehrgeiziger Modedesigner waren Zuckerstückchen auf den Spielplänen von Ahlbeck bis Zwickau, wurden allerdings nach der politischen Wende 1989 nur noch selten gespielt. Mit Messeschlager Gisela macht die Komische Oper Berlin nun den Anfang, diesen Teil deutscher Kulturgeschichte wieder auf die Bühne zu bringen. Im Gespräch sprechen Regisseur Axel Ranisch und der musikalischen Leiter Adam Benzwi über verschüttete Traditionen, echten Gemeinsinn und die hohe Kunst der Fröhlichkeit im »Heiteren Musiktheater«.
#KOBGisela
7. Juni 2024
Broadwayfeeling mit Gisela
Ach, möchte man schwärmen, wie schön die Zeit, als das Prinzip 'flacher Hierarchien' noch als Kollegialität verstanden wurde – und Teams Kollektive hießen. Dennoch: so sehr Axel Ranischs Inszenierung der DDR-Operette Messeschlager Gisela eine Zeitreise in die 1960er ist – zum Schwelgen in Nostalgie lädt sie nicht ein. Vielmehr versteckt sich in dem Stück eine ganz aktuelle Geschichte über Zusammenhalt, kollegial-charmante Seitenhiebe unter Kolleg:innen und über die Selbstfindung in der ersten Reihe. Mittendrin: Modegestalterin Gisela Claus, die lernen muss, mit der Wertschätzung ihrer Arbeit zu leben. Eine Geschichte, in der sich die Darstellerin Gisa Flake wiederfindet. Im Gespräch spricht sie über ihre Liebe zur Rolle der Gisela, der Kapitulation vor Komplimenten und wie viel Broadwayfeeling auf der Bühne im Zelt am Roten Rathaus auflebt.
#KOBGisela
Interview
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