Wir spielen @Zelt am Roten Rathaus
Messeschlager Gisela
Gerd Natschinski
Premiere
»Heiteres Musiktheater« im Zelt! Der bekennende Ost-Berliner Opern- und Filmregisseur Axel Ranisch nimmt sich der »DDR-Operette« aus der Feder Gerd Natschinskis an und zeigt gemeinsam mit Dirigent Adam Benzwi, was in ihr so alles steckt. Mit Thorsten Merten als egomanem Betriebsleiter Kuckuck und Gisa Flake als Mode-Könnerin Gisela in den Hauptrollen ein bestens gelauntes Plädoyer für Menschen mit Format!
Im Modeatelier VEB Berliner Schick herrscht Betriebsleiter Herr Kuckuck, ehemaliger Buchhalter, der in seinem Betrieb massenhaft Waren produzieren lässt, die kein Mensch tragen kann. Wichtigstes Ziel: Erfolg bei der bevorstehenden Modemesse in Leipzig! Neben ihm und seiner Chefsekretärin gibt es da aber auch noch Gisela, Mitarbeiterin mit Bodenhaftung, auf die auch der Zeitungsfritze Fred Funke ein Auge geworfen hat. Zum heißbegehrten Messeschlager in Leipzig wird schließlich nicht der Entwurf aus der Chefetage, sondern der von Gisela – Mode für und nicht gegen die Frau!
Gerd Natschinski komponierte sein erstes Musiktheaterwerk für das Berliner Metropoltheater »modern und experimentierfreudig, aber den Erfahrungen bester Tradition verbunden«. Die schmissigen Melodien gehen ins Ohr und im Dirigat von Adam Benzwi direkt in die Beine.
Mit Messeschlager Gisela läutet die Komische Oper Berlin eine Reihe von Neuproduktionen profilierter Werke des »Heiteren Musiktheaters« aus der DDR ein. Sie schlägt dafür jeweils am Ende der Spielzeit ihre Zelte – genauer gesagt das stimmungsvolle Art-Déco-Spiegelzelt »Queen of Flanders« – in Berlin-Mitte auf.
Gut zu wissen
»Hurra, eine neue Operette!« jubilierte nach der Uraufführung am 16. Oktober 1960 die Zeitschrift Der Morgen. Der Erfolg gab ihr Recht – in nur einem Jahr erfuhr die Operette 25 Neuproduktionen im ganzen Land.
Erstes Bild – VEB Berliner Schick
Ostberlin, 1960. Im Modekombinat VEB Berliner Schick ist die Hölle los – kurz vor der Reise zur Leipziger Messe verkündet Direktor Robert Kuckuck eine »Nacht der offenen Tür«, dabei ist die Zeit knapp, und es fehlt ein Kleid, das als »Messeschlager« zum Aushängeschild des Betriebs bei der Modemesse werden soll! Diese zusätzliche Nachtschicht passt der Belegschaft gar nicht, noch dazu müssen sie sich mit den vielen Reklamationen von Kuckucks gescheiterten Kollektionen herumschlagen. Auch für die Leipziger Messe will er einen eigenen Entwurf schaffen, allerdings bleibt der Musenkuss aus. Dass seine angestellte Modegestalterin Gisela Claus längst ein überzeugendes Modell entworfen hat, interessiert ihn nicht. Stattdessen erhofft er sich, bei einer Reise in die Modestadt Paris Inspiration sammeln zu können.
Ostberlin, 1960. Im Modekombinat VEB Berliner Schick ist die Hölle los – kurz vor der Reise zur Leipziger Messe verkündet Direktor Robert Kuckuck eine »Nacht der offenen Tür«, dabei ist die Zeit knapp, und es fehlt ein Kleid, das als »Messeschlager« zum Aushängeschild des Betriebs bei der Modemesse werden soll! Diese zusätzliche Nachtschicht passt der Belegschaft gar nicht, noch dazu müssen sie sich mit den vielen Reklamationen von Kuckucks gescheiterten Kollektionen herumschlagen. Auch für die Leipziger Messe will er einen eigenen Entwurf schaffen, allerdings bleibt der Musenkuss aus. Dass seine angestellte Modegestalterin Gisela Claus längst ein überzeugendes Modell entworfen hat, interessiert ihn nicht. Stattdessen erhofft er sich, bei einer Reise in die Modestadt Paris Inspiration sammeln zu können.
In seiner Abwesenheit kommt Journalist Fred Funke in den VEB, um über die Messevorbereitungen zu berichten. Er interessiert sich besonders für Giselas Entwürfe, denn Gisela erdenkt ein Kleid von Frauen für Frauen, geeignet für alle Herausforderungen des Alltags. Der hochambitionierte Fred will ihr Talent sofort groß rausbringen, kann die unbestechliche Gisela aber nicht für sich gewinnen. Also legt er sich ein Alter Ego zu: Transportarbeiter Alfred Knufe.
Während Marghueritta Kulicke, Sekretärin mit »janz viel Sex-Appeal«, mit Gütekontrolleur Heinz anbandelt, kommt wider Erwarten der Chef zurück – viel zu früh, weil für die Reise die nötige West-Währung fehlt. Kurzerhand lässt er sich von Marghueritta von »drüben« den Katalog der französischen Modemarke Dior besorgen und wartet auf eine geniale Eingebung.Werkstattleiterin Emma Puhlmann, die Giselas Talent ebenso erkennt wie sie in Kuckuck nicht ausschließlich den Betriebsleiter sieht, findet dessen Verhalten in jeder Hinsicht unprofessionell.
Fred Funke, alias Alfred Knufe, stiftet derweil die Mitarbeitenden zum Aufstand gegen den Chef an. Neu an seiner Seite der bisher loyale, aber von den ständigen Fehlplanungen des Chefs entnervte, Gütekontrolleur Heinz. Auch bei Gisela kommen Alfreds revolutionäre Ideen an, denn der neue Transportarbeiter gefällt ihr. Als dann mitten im Aufstand auch noch die Besucher:innen der »Nacht der offenen Tür« hereinplatzen, ist das Chaos perfekt. Da hat Kuckuck eine plötzliche Eingebung – die »Melone«, ein gewagter Kleid-Entwurf, soll zu seinem Messeschlager werden! Präsentiert durch die von ihm zum Star-Mannequin entwickelten Sekretärin Marghueritta Kulicke.
Zweites Bild – Am Leipziger Bahnhof
Angekommen in Leipzig plant Kuckuck seinen großen Triumph mit Marghuerittas Präsentation der »Melone«. Ein negativer Pressebericht über seinen Führungsstil im VEB – mit Gisela auf dem Titelblatt – bringt seine Messepläne kaum ins Wanken, er plant gleich eine Gegendarstellung. Alfred und Gisela kommen sich immer näher, werden aber von ihren Kolleg:innen gestört. Heimlich haben sie Giselas Modell produziert, um es bei der Messe zu präsentieren.
Drittes Bild – Bei Priemchen zu Hause
Mithilfe von Messewart Priemchen wollen Werkstattleiterin Emma Puhlmann, Giselas Lieblingskollege Inge und Gütekontrolleur Heinz die Präsentation von Kuckucks »Melone« verhindern und »Modell Gisela« zum Messeschlager machen. Der Zeitungsartikel über Gisela stellt ihr Vertrauen zu Alfred stark auf die Probe, schließlich will sie weder ins Rampenlicht, noch mit der Presse zu tun haben. Kuckuck setzt eine Gegendarstellung zum Artikel auf und schreibt ein Loblied auf sich selbst, das Alfred als »unvoreingenommenen« Leserbrief eines unbeteiligten Dritten an die Zeitung heran- tragen soll. Marghueritta macht Gisela auf die verblüffende Ähnlichkeit zwischen Fred Funke und Alfred Knufe aufmerksam. Robert Kuckuck erfährt, dass seine Belegschaft ohne seine Zustimmung das »Modell Gisela« präsentieren wird. Vor dem Publikum muss sich seine »Melone« nun gegen Giselas Modell behaupten, fällt aber durch – Mannequin Marghueritta fühlt sich bloßgestellt, und Kuckuck ist am Boden. Er sagt die offizielle Präsentation ab und ruft zur Abreise.
Viertes Bild – Messehaus Leipzig
Gisela ist verzweifelt. Der Mann, in den sie sich verliebt hat, ist nicht der, für den sie ihn hielt, und ihr Modell kann auch nicht präsentiert werden. Da setzt Fred Funke in letzter Minute alle Hebel in Bewegung und ermöglicht mit vereinten Kräften der Mitarbeiterschaft eine Präsentation des Modells Gisela. Die Modenschau macht Giselas Entwurf tatsächlich zum Messeschlager – alle Welt will das Kleid für jede Frau. Unter dem Druck der Öffentlichkeit muss sich auch Kuckuck geschlagen geben, und er räumt seinen Posten für Gisela. Was den Rest angeht: Da findet jeder Topf sein Deckelchen.
Operette in einem Vorspiel und drei Akten [1960]
Musik von Gerd Natschinski
Text von Jo Schulz
Musik von Gerd Natschinski
Text von Jo Schulz
Premiere am 8. Juni 2024
Empfohlen ab Klasse 5
Deutsch
2h 40min, inkl. Pause
Vor Ort ist ausschließlich Barzahlung für die Gastronomie möglich.
Eine Abendkasse ist vorhanden (Kartenzahlung möglich).
30 min vor jeder Vorstellung findet eine Stückeinführung im Foyer statt (außer vor Premieren, Kinderopern, konzertanten Aufführungen, Silvester- und Sonderveranstaltungen).
Eine Abendkasse ist vorhanden (Kartenzahlung möglich).
30 min vor jeder Vorstellung findet eine Stückeinführung im Foyer statt (außer vor Premieren, Kinderopern, konzertanten Aufführungen, Silvester- und Sonderveranstaltungen).
Musikalische Leitung
Inszenierung
Choreographie und Co-Regie
Bühnenbild
Kostüme
Dramaturgie
Chöre
Licht
Dance Captain und Mitarbeit Choreographie
Gisela
Emma Puhlmann
Robert Kuckuck
Marghueritta Kulicke
Heinz Stubnick
Fred Funke
Inge
Priemchen
Martin Reik/Michael Kind
Eine Reporterin
Anja Kirov-Vogler/Ute Grabowski
Tänzerin
Danielle Bezaire, Eleonore Turri, Mariana Souza, Anna Friederike Wolf, Lauren Mayer, Kiara Lillian Brunken
Tänzer
Michael Fernandez, Shane Dickson, Robin Poell, Danilo Brunetti
Orchester
#KOBGisela
12. Juni 2024
Ein vergessener Kontinent
Messeschlager Gisela gehört zu den bekanntesten Vertretern des »Heiteren Musiktheaters« der DDR. Dennoch verschwand das Stück irgendwann von den Bühnen – und wurde, wenn, dann nur sehr gestutzt aufgeführt. Zu deutlich waren die teils subversiven, teils direkten kritischen Wortspiele über realsozialistische Verhältnisse, zu augenzwinkernd die humorgeladene Gegenüberstellung ost- und westdeutscher Lebensverhältnisse. Nun hat die Komische Oper Berlin den Erfolgsschlager der besonderen Art DDR-Operette wieder auf die Bühne gebracht und lädt ein, die Geschichte eines 'sozialistischen' Musiktheaters neu zu betrachten. Ein Einblick zu dessen Hintergründen...
#KOBGisela
Einführung
09.06.2024
DDR-Operette im Theaterzelt vorm Roten Rathaus: Nadelöhr der Liebe
Ranischs verspielte Version lebt von der Diversität seiner Darsteller, die allesamt echte Charaktere sind, schräge Typen, weit entfernt von der hochprofessionellen Austauschbarkeit der Casts im Kommerzmusical amerikanischer Prägung. Hier treffen singende Schauspieler wie Nico Holonics, Thorsten Merten und Martin Reik auf Andreja Schneider von den Geschwistern Pfister und Johannes Dunz aus dem Komische-Oper-Ensemble. Für Theo Rüster hat Ranisch aus zwei Nebenrollen die schwule Inge erfunden. ... Im Fokus aber stehen zwei fantastische Frauen: einerseits Gisa Flake als uneitle, sturköpfige Titelheldin mit Power-Präsenz, andererseits Maria-Danae Bansen als platinblonde, brachial berlinernde Chefsekretärin Margueritta Kulicke.
Frederik Hanssen, Der Tagesspiegel
#KOBGisela
09.06.2024
Ausgrabung mit Kult-Potenzial
Die Musik ist grandios. Da stimmt alles. Das Tempo und das Timing, die schlagertauglichen Nummern. Alles da und sogar auf Weltniveau, wie es in der DDR immer so schön illusorisch hieß. Und es wird auf dem üblichen Niveau des Hauses von Adam Benzwi von einer Formation des Orchesters der Komischen Oper für das Zelt zündend serviert. ... Gisa Flake gibt die Titelrolle nicht nur schauspielerisch überzeugend als Melange aus Original und Sympathieträgerin, sie singt auch noch fabelhaft. Maria-Danaé Bansen stellt sowohl ihre atemberaubende Berliner Schnauze als auch ihr Sexappeal der Sekretärin Kulicke zur Verfügung. Thorsten Merten ist wie geschaffen für diesen Kuckuck, Andreja Schneider ein Musterbeispiel für den dosierten Einsatz eines weiblichen Selbstbewusstseins, wie man es wohl gerne mehr gehabt hätte.
Roberto Becker, Die Deutsche Bühne
#KOBGisela
8. Juni 2024
Echt flott!
Als in den 1950er Jahren das angloamerikanische Musical weltweit Erfolge feierte, ersannen die Kulturgenossen der damaligen DDR einen verwegenen Plan: als Antwort auf den »Klassenfeind« muss ein eigenes Genre auf den Bühnen des Staates auferstehen. Geboren war das sogenannte »Heitere Musiktheater«, eine Art realsozialistische Operettenform. Die Stücke um Liebesgeschichten literaturunkundiger Fußballer, allzu strenger Vopos und ehrgeiziger Modedesigner waren Zuckerstückchen auf den Spielplänen von Ahlbeck bis Zwickau, wurden allerdings nach der politischen Wende 1989 nur noch selten gespielt. Mit Messeschlager Gisela macht die Komische Oper Berlin nun den Anfang, diesen Teil deutscher Kulturgeschichte wieder auf die Bühne zu bringen. Im Gespräch sprechen Regisseur Axel Ranisch und der musikalischen Leiter Adam Benzwi über verschüttete Traditionen, echten Gemeinsinn und die hohe Kunst der Fröhlichkeit im »Heiteren Musiktheater«.
#KOBGisela
7. Juni 2024
Broadwayfeeling mit Gisela
Ach, möchte man schwärmen, wie schön die Zeit, als das Prinzip 'flacher Hierarchien' noch als Kollegialität verstanden wurde – und Teams Kollektive hießen. Dennoch: so sehr Axel Ranischs Inszenierung der DDR-Operette Messeschlager Gisela eine Zeitreise in die 1960er ist – zum Schwelgen in Nostalgie lädt sie nicht ein. Vielmehr versteckt sich in dem Stück eine ganz aktuelle Geschichte über Zusammenhalt, kollegial-charmante Seitenhiebe unter Kolleg:innen und über die Selbstfindung in der ersten Reihe. Mittendrin: Modegestalterin Gisela Claus, die lernen muss, mit der Wertschätzung ihrer Arbeit zu leben. Eine Geschichte, in der sich die Darstellerin Gisa Flake wiederfindet. Im Gespräch spricht sie über ihre Liebe zur Rolle der Gisela, der Kapitulation vor Komplimenten und wie viel Broadwayfeeling auf der Bühne im Zelt am Roten Rathaus auflebt.
#KOBGisela
Interview
Weitere Produktionen