Presseservice
Kein Baustopp für die Komische Oper Berlin!
Heute hat der Regierende Bürgermeister, Kai Wegner, in seiner Regierungserklärung zum Berliner Haushalt bekanntgegeben, dass er sich sicher ist, dass die Sanierung der Komischen Oper Berlin fortgesetzt wird. Die Komische Oper Berlin sei von größter Bedeutung für die Kulturmetropole Berlin und er begrüße ausdrücklich, dass die Komische Oper die Notwendigkeiten von Konsolidierungsmaßnahmen anerkennt und eigene Vorschläge gemacht hat, damit die Sanierung zügig umgesetzt werden könne.
Dazu erklären Susanne Moser und Philip Bröking:
„Wir sind froh, dass sich der Regierende Bürgermeister ausdrücklich zur Weiterführung der Sanierung bekannt hat. Jetzt gilt es, den politischen Willen finanziell darzustellen und umzusetzen.
Unser Ziel bleibt unverändert: so schnell wie möglich in unser Stammhaus in der Behrenstraße in Berlin Mitte zurückzukehren. Je schneller der Bau fertig wird, desto mehr entlastet das den Steuerzahler.
Auch im Jahr 2025 wird uns dieses Thema intensiv beschäftigen. Insbesondere, da im Frühjahr der Investitionsplan für die kommenden Jahre aufgestellt wird und sichergestellt werden muss, dass die notwendigen Mittel für die Baumaßnahmen bereitgestellt werden.“
Dazu erklären Susanne Moser und Philip Bröking:
„Wir sind froh, dass sich der Regierende Bürgermeister ausdrücklich zur Weiterführung der Sanierung bekannt hat. Jetzt gilt es, den politischen Willen finanziell darzustellen und umzusetzen.
Unser Ziel bleibt unverändert: so schnell wie möglich in unser Stammhaus in der Behrenstraße in Berlin Mitte zurückzukehren. Je schneller der Bau fertig wird, desto mehr entlastet das den Steuerzahler.
Auch im Jahr 2025 wird uns dieses Thema intensiv beschäftigen. Insbesondere, da im Frühjahr der Investitionsplan für die kommenden Jahre aufgestellt wird und sichergestellt werden muss, dass die notwendigen Mittel für die Baumaßnahmen bereitgestellt werden.“
Das Neujahrskonzert mit Klezmer, Mahler und Uri Caine
Alles auf los
Die ebenso schmissigen wie herzergreifenden Melodien der jüdischen Klezmer-Musik sind der perfekte Start ins neue Jahr – da sind wir uns sicher. Und Mahler auch. Ach ja, Mahler ist ja eigentlich Klezmer! Denn die musikalische Sprache des in Böhmen geborenen jüdischen Komponisten ist tief in der Volksmusiktradition seiner Heimat verwurzelt. Der US-Amerikaner Uri Caine und seine Klezmer-Band wissen das schon lange und lassen uns gemeinsam mit dem Orchester der Komischen Oper Berlin unter der Leitung von Generalmusikdirektor James Gaffigan innerlich schluchzen und äußerlich mit den Füßen wippen.
In der Klezmermusik finden sich neben Elementen der religiösen jüdischen Musik auch Einflüsse aus der Tanzmusik der Renaissance, des Barock, des griechisch-osmanischen Raumes sowie der böhmischen Folklore. Da verwundert es kaum, dass Uri Caine und seine Band – immer im Wechsel mit dem Orchester der Komischen Oper Berlin – an diesem besonderen Abend nicht nur intime Arrangements traditioneller Stücke spielen, sondern auch Mozart und Mahler ein kammermusikalisches Update verpassen.
Ganz große Gefühle an der Schnittstelle der musikalischen Welten zum Anfang des Jahres. Einfach reinfallen lassen und gestärkt die ersten Schritte wagen ins neue Jahr 2025. Guten Rutsch!
Zu hören sind:
Traditionelle Melodien sowie Werke von Uri Caine, Gustav Mahler, Mark M. Warshawsky, Sholom Secunda, W. A. Mozart und Iosif Ivanovici
Alle Orchesterstücke wurden von Uri Caine arrangiert.
Berlin hat Besseres verdient
Offener Brief von Generalmusikdirektor James Gaffigan
„Nothing’s going to harm you, not while I’m around...” – heißt es im wunderschönen Song des amerikanischen Komponisten Stephen Sondheim. Dieses Stück bietet einen Moment der Ruhe inmitten all des Blutes und des schwarzen Humors im Musical „Sweeney Todd“, das wir gerade an der Komischen Oper spielen. Text und Musik vermitteln einen friedlichen Schein, einen Schleier der Naivität und – am allerwichtigsten – ein Gefühl der Sicherheit.
Die Kultur in Berlin hielt ich lange für sicher und geschützt. Aus meiner Sicht ist die Kultur sogar das, was diese Stadt ausmacht. Welche andere Stadt bewahrt ihre Geschichte so gut, selbst die schwierigen Aspekte, und schaut trotzdem immer nach vorn? Wenn man die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche anschaut, sieht man nicht nur die dunkle Vergangenheit, man sieht auch, wo das Licht hereinfällt. Diese Gegensätzlichkeit – Dunkelheit und Licht, Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Innovation – ist das Markenzeichen dieser Stadt. Berlin wurde immer und immer wiedergeboren und ist bis heute ein Sehnsuchtsort für die Menschen.
Als amerikanischer Dirigent aus New York City glaubte ich, Berlin sei das Paradebeispiel dafür, wie Kunst und Kultur in einer urbanen Metropole sein sollte – zugänglich für alle und immer auf höchstem Niveau. Das ist nicht nur der Grund, weshalb ich den Posten des Generalmusikdirektors an der Komischen Oper übernommen habe, sondern auch der Grund für viele professionelle Künstler und Liebhaberinnen der Künste, nach Berlin zu ziehen.
Sowohl private als auch öffentliche Finanzierung hat ihre Vor- und Nachteile. Doch die öffentliche Förderung bestätigt den Stellenwert der Kunst und Kultur in der Gesellschaft. Künstler erschaffen Neues, unterhalten, bilden, und geben so vielen Leben einen Sinn. Kulturinstitutionen schaffen Arbeitsplätze: natürlich für Musiker, Tänzer, Schauspieler, aber auch für Handwerk und Design. Kultur ist nicht nur Kunst, Kultur ist ein eigener Wirtschaftszweig für sich.
„Die Künstler sind die Wächter der Wahrheit. Wir sind die radikale Stimme der Zivilisation.“, sagte der große amerikanische Performer und Aktivist Paul Robeson. In diesen angespannten Zeiten von Künstlicher Intelligenz, Desinformation und einer Einsamkeitsepidemie ist Theater das heilende Gegenmittel. Als Kollektiv zusammenkommen und die transformative Kraft der Kunst gemeinsam erleben – das ist unersetzlich. Das verändert uns, und zwar zum Besseren.
Als Kind, das in der Mittelschicht in New York City aufwuchs, hatte ich keinen einfachen Zugang zur Kultur der Stadt. Ich ging auf eine öffentliche Schule und wohnte zwei Stunden entfernt vom Lincoln Center, wo die Metropolitan Opera und die New Yorker Philharmoniker beheimatet sind. Aber Dank Outreach-Programmen und Stipendien kam ich in Kontakt zu Musik und Kultur - und das veränderte mein Leben! Ohne diesen Zugang wäre ich jetzt nicht im Ausland tätig, geschweige denn Generalmusikdirektor eines so prestigeträchtigen Opernhauses.
Auch meine Tochter sagt, dass die Chorproben ihr Safe Space sind, ihr Rückzugsort von den Problemen, die man als Dreizehnjährige hat. Was für ein Glück! Frühkindliche kulturelle Bildung und Kulturzugang fördern Empathie, Zusammenarbeit und ein breites Weltbild. Welche Stadt wünscht sich diese Werte nicht für ihre Bürger und Bürgerinnen?
Zwar sind die Kassen in Berlin knapp und es muss gespart werden, aber genauso brauchen die Bürger und Bürgerinnen auch Lebensqualität.
Lassen Sie nicht zu, dass die Kultur durch diese selbst auferlegte Sparsamkeit in Mitleidenschaft gezogen wird. Lassen Sie nicht zu, dass die Seele Berlins kurzsichtigen finanzpolitischen Maßnahmen zum Opfer fällt.
Berlin hat Besseres verdient. Die Berliner und Berlinerinnen haben Besseres verdient. Die Welt hat Besseres verdient.
Festival für brandneues Musiktheater vom 7. bis 16. Februar 2025
SCHALL&RAUSCH
Am 7. Februar 2025 geht unser Festival für brandneues Musiktheater Schall&Rausch in die dritte Runde! Auf dem Areal der ehemaligen Kindl-Brauerei in Berlin-Neukölln (SchwuZ Queer Club, KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst und Vollgutlager), im Heimathafen Neukölln und im Charlottenburger Schillertheater finden bis zum 16. Februar Musiktheater-Premieren, Uraufführungen, Performances, Playrooms, Gig Theatres und Konzerte von Künstler:innen aus Berlin und aller Welt statt.
Der türkische Underground-Star Gaye Su Akyol trifft auf Herbert Grönemeyer und Herbert Fritsch, das ukrainische Kollektiv Opera Aperta auf die belgische Sängerin, Komponistin, Autorin und Regisseurin Liesa Van der Aa, Ensemblemitglied Alma Sadé auf die aus Film und Fernsehen bekannte Schauspielerin Anke Retzlaff. Theaterschamane Daniel Cremer führt das Publikum durch intime Playrooms von All Stars der vergangenen Festivalausgaben: Generalmusikdirektor James Gaffigan, Loulou Hameleers (CLUB GEWALT und Herr Hamsterfleisch) sowie Nhlanhla Mahlangu (The Centre for the Less Good Idea).
Gemeinsam mit Sänger:innen und dem Orchester der Komischen Oper Berlin kommen sie in Schall&Rausch zusammen, um in guter Komische-Oper-Tradition den Spagat zwischen Experiment und Pop, Tiefgang und funkelnder Oberfläche zu wagen: Hinein in die Kieze der Stadt und auf zu neuen Ufern des Musiktheaters!
Presseanfragen richten Sie bitte direkt an Ruth Hundsdoerfer:
Mail: Extern.Hundsdoerfer@komische-oper-berlin.de
Telefon: +49-171-2670848
Ab auf die Insel
Robinson Crusoé
Opéra-comique in drei Akten [1867]
Libretto von Eugène Cormon und Hector-Jonathan Crémieux
Libretto von Eugène Cormon und Hector-Jonathan Crémieux
Nach sechs Jahren Abenteuerfahrt weiß Robinson, dass nicht nur räuberische Piraten, sondern auch Inselbewohner:innen mit kannibalistischen Tendenzen – Vegetarier, bis sie einen Missionar trafen – ihm den schönen Traum von der weiten Welt zur Hölle machen können. Zum Glück ist da Freitag. Er schwärmt nicht nur des Nachts gemeinsam mit Robinson für die Liebe, sondern ist außerdem besser gewappnet, um auf einer Insel am Orinoco zu überleben. Edwige, Toby und Suzanne sind Robinson aus Bristol nachgereist, wurden von Pirat:innen verfolgt, sind auf der Insel gestrandet und erstmal ihrem alten Nachbarn aus Bristol in die Arme gelaufen. Dieser ist zum kannibalistischen Meisterkoch geworden, der frohen Mutes bereits in der tödlichen Brühe rührt …
Zwar basiert die Opéra-comique auf Daniel Defoes Roman-Welterfolg, doch Offenbachs Fokus liegt auf Robinsons treibendem Dilemma: Er möchte sehnlichst aus dem spießbürgerlichen Leben ausbrechen, trauert dieser wohlbehüteten Welt allerdings wenig später hinterher. Die Moral? Zuhause ist es eben doch am schönsten!
Jacques Offenbachs Musik wird nur zu gerne als »leichte Muse« abgetan. Dabei finden sich in »Robinson Crusoé« zahlreiche Stellen, die seine meisterhafte Kompositionskunst belegen: Dazu zählen die großartig instrumentierte »Sea Symphony«, das herrlich-makabre Lied vom Schmortopf sowie Edwiges Walzer in der Opferungszeremonie, der in bester »Lucia di Lammermoor«-Tradition daherkommt.
Mit rauschenden Meeressinfonien und wahnwitzigen Koloraturen wird Daniel Defoes Roman zu einer meisterhaften Offenbachiade. Ein semikonzertanter Spaß zur Weihnachtszeit, der Groß und Klein mundet!
Offener Brief von Barrie Kosky
Lieber Herr Bürgermeister Wegner, lieber Herr Finanzsenator Evers, Lieber Herr Kultursenator Chialo,
diesen offenen Brief schreibt Ihnen nicht der Ex-Intendant der Komischen Oper Berlin, sondern ein – bis jetzt – stolzer Bürger der Stadt Berlin. Da Ihnen nicht bewusst zu sein scheint, welche katastrophalen künstlerischen und finanziellen Folgen der von Ihnen geplante Baustopp an der Komischen Oper Berlin hätte, halte ich es für an der Zeit, Ihnen zu erklären, welche Bedeutung die Komische Oper für Berlin und deren kulturelle Geschichte hat, um Sie vor den Gefahren Ihrer Pläne zu warnen.
diesen offenen Brief schreibt Ihnen nicht der Ex-Intendant der Komischen Oper Berlin, sondern ein – bis jetzt – stolzer Bürger der Stadt Berlin. Da Ihnen nicht bewusst zu sein scheint, welche katastrophalen künstlerischen und finanziellen Folgen der von Ihnen geplante Baustopp an der Komischen Oper Berlin hätte, halte ich es für an der Zeit, Ihnen zu erklären, welche Bedeutung die Komische Oper für Berlin und deren kulturelle Geschichte hat, um Sie vor den Gefahren Ihrer Pläne zu warnen.
Sie sind kurz davor, sich selbst kulturellen Vandalismus zuzufügen, und das an einem Gebäude, das eines der wichtigsten Opernhäuser und Musiktheaterinstitutionen der Welt beherbergt. Einem Theater, das die letzten 130 Jahre der Berliner Geschichte miterlebt und überdauert hat. Einem Theater, das die Gräuel des 20. Jahrhunderts überlebt hat. Einem Theater, das dem internationalen Ruf dieser, Ihrer, Stadt zu unschätzbarem Ruhm verholfen hat und die Kunstform Musiktheater auf der ganzen Welt revolutioniert hat.
Ich meine damit weder die unzähligen Künstler:innen, die bereits auf der Bühne dieses Theaters gestanden haben, noch meine ich das Genie von Künstlern wie Walter Felsenstein, die unseren Blick auf die Kunstform Oper für immer verändert haben – ich spreche vom Gebäude an sich.
Das Haus in der Behrenstraße ist ein Theater, das ich mehr liebe, als irgendein anderes Theater auf der Welt. Alle, die auf der Bühne dieses Hauses gestanden oder dort im Publikum gesessen haben, wissen, dass dieses Theater ein magischer Ort ist.
An diesem Ort schweben, tanzen und singen die Berliner Geschichte, Berliner Geschichten und Berliner Träume durch Raum und Zeit. Vielleicht verstehen Sie das nicht, da Sie drei meines Wissens nicht zum Stammpublikum der Komischen Oper in der Behrenstraße gehören. Vielleicht waren Sie sogar noch nie bei einer Vorstellung in diesem Theater. Im Gegensatz zu Millionen anderer Menschen. Millionen von Menschen wurden dort bislang in einer Vorstellung verzaubert, herausgefordert, unterhalten und beglückt.
1892 waren Tausende nach der Eröffnung des Hauses von der Architektur von Fellner und Hellmer begeistert. Tausende kamen nach dem Ersten Weltkrieg dorthin, um der Armut und dem alltäglichen Elend zu entfliehen, und flüchteten sich in die Illusionen und Fantasien, die dort über die Bühne tanzten. Tausende staunten während der explosiven Jahre der Weimarer Republik in diesem Theater über die offene, kosmopolitische Welt, die sich vor Ihren Augen auf dieser Bühne entfaltete. Tausende saßen in diesem Theater, während Berliner Juden zusammengetrieben und in Konzentrationslager geschickt wurden, und die Kulturlandschaft dieser Stadt sich für immer veränderte.
Tausende feierten hier die Befreiung der Stadt vom Hitler-Albtraum. Tausende saßen in einer geteilten Stadt in diesem Theater und wohnten der Geburt des modernen Musiktheaters unter der Leitung von Walter Felsenstein bei, und Tausende saßen in diesem Theater, als die Mauer fiel und Berlin plötzlich keine geteilte Stadt mehr war. Dieses Haus hat das alles miterlebt. All die Freude, all den Kummer. So viel Tod und Zerstörung. Aber auch die ganze Magie dieses Ortes. Dieses Haus IST Berlin.
Und trotzdem laufen Sie Gefahr, genau das zerstören.
Lassen Sie mich das ganz deutlich sagen: Niemand glaubt daran, dass am Ende eines vorläufigen zwei- oder dreijährigen Baustopps die Sanierung der Komischen Oper tatsächlich noch abgeschlossen wird. Die Kosten werden explodieren, das Budget wird unhaltbar sein, und schlussendlich wird die gesamte Sanierung gestoppt werden. Dann wird die Komische Oper gezwungen sein, im Schillertheater zu verbleiben, einer Interimslösung, die kein Opernhaus ist, keine Lagerkapazitäten und 250 Sitze weniger hat als das Stammhaus und darüber hinaus absolut nichts zu tun hat mit der Geschichte der Komischen Oper. Die Komische Oper wird von ihrer Heimat, ihren Geistern, ihrer Geschichte, und von ihrer Seele getrennt. -Sie wird dann langsam, aber sicher sterben.
Ein Opernhaus wie die Komische Oper kann es nicht überleben, gewaltsam aus seiner Heimat gerissen zu werden. Diese Oper und ihre Heimat in der Behrenstraße sind untrennbar miteinander verbunden. Das Haus ist die Oper und die Oper ist das Haus. Sie reißen damit eine Pflanze aus ihrem nährstoffreichen Boden. Die Folge: Sie verwelkt, stirbt und verrottet.
Wie Sie vielleicht wissen, stehe ich der entsetzlich schlecht durchdachten Antisemitismusklausel des Bundestages entschieden entgegen. Meiner Meinung nach ist das eine sehr gefährliche, problematische Resolution. Eines ihrer Hauptthemen ist die Notwendigkeit, in Deutschland an jüdisches Leben zu erinnern und zu feiern, wie dieses die Kulturlandschaft Berlins mitgeformt hat. Was das mit der Komischen Oper zu tun hat, fragen Sie?
Kennen Sie die jüdische Geschichte dieses Hauses? Wussten Sie, dass die Produzenten Alfred und Fritz Rotter dieses Theater retteten und bewahrten, und es während der Weimarer Republik zum wichtigsten Operetten- und Revuetheater in ganz Deutschland machten? Wussten Sie, dass beide 1933 aus Berlin verjagt wurden und mittellos im Exil starben? Wussten Sie, dass die größten jüdischen Operettenkomponisten des 20. Jahrhunderts allesamt in diesem Haus gewirkt haben? Leo Fall, Paul Abraham, Oscar Straus, Emmerich Kalman und ihre fast ausschließlich jüdischen Librettisten wirkten alle an diesem Theater. Wussten Sie, dass die größten Stars der deutschsprachigen Operettenwelt jüdisch waren und alle auf der Bühne in der Behrenstraße sangen, tanzten und spielten? Richard Tauber, Fritzi Massary, Gitta Alpar, Rosy Barsony und viele andere waren Weltmeister:innen ihres Fachs.
Seinen weltweiten Erfolg verdankt das Haus in der Behrenstraße größtenteils jüdischen Künstler:innen. Das Haus war sozusagen der inoffizielle jüdische Showbiz-Treffpunkt Berlins und ein unabdingbarer Ort jüdischen kulturellen Lebens – ein seltenes Zeichen dessen, was in Deutschland möglich war und zukünftig möglich gewesen wäre. Ein Ort, an dem jüdische und deutsche Herzen zusammentrafen und ein gemeinsames Miteinander gestalten konnten. All das endete 1933.
Vielleicht können Sie meine Empörung darüber nachvollziehen, dass die Berliner Regierung in demselben Monat, in dem eine Resolution mit dem Ziel verabschiedet wird, jüdisches Leben in Deutschland zu schützen und die jüdische Geschichte und Kultur zu bewahren, erwägt, ein Theater zu schließen, wo die so wichtige jüdische Geschichte sich tatsächlich abgespielt hat.
Die Nazis versuchten, die jüdische Identität dieses Hauses auszulöschen, aber sie hat überlebt. Bis jetzt.
Ist die Antisemitismusresolution nur leeres Gerede oder verstehen Sie wirklich nicht, dass ein Theater wie die Komische Oper ein lebendiges Beispiel dieser jüdischen Geschichte ist, die Sie so dringend bewahren wollen? Oder ist die Komische Oper nur eine Zahlenfolge unter einer Budgetkalkulation, entbehrlich und lediglich ein finanzpolitisch lästiges Thema?
Die Ko-Intendanz der Komischen Oper hat Ihnen klar und deutlich die finanziellen Konsequenzen eines Baustopps dargelegt. Sie sollen nicht Thema dieses Briefes sein. Mein Appell bezieht sich auf das Gebäude und seine Geschichte. Das Gebäude und seinen Platz in Berlins DNA.
Ich bitte Sie inständig, zu verstehen, was sie da tun und einzusehen, welche ungeheuren Konsequenzen ein Baustopp für dieses großartige Haus hätte. Ich bitte Sie inständig, die derzeitigen Beschlüsse zu überdenken und die Fortführung der Sanierung zu ermöglichen.
Bitte schützen Sie unsere geliebte Komische Oper in der Behrenstraße und beenden Sie nicht das, was die Nazis begonnen haben. Lassen Sie nicht zu, dass das Ihr Vermächtnis ist.
Sparmaßnahmen der Berliner Landesregierung
Doppelte Katastrophe für die Komische Oper Berlin
»Trotz aller guten Argumente, die wir in den letzten Wochen und Monaten ausgetauscht haben, muss die Kultur insgesamt und die Komische Oper Berlin insbesondere überproportional massive Einsparungen hinnehmen. Und zwar nicht nur die Kürzungen von 9 % im laufenden Betrieb für 2025: Dazu kommt der Baustopp für die Sanierungsmaßnahmen unseres Stammhauses in der Behrenstraße.«, sagen Susanne Moser und Philip Bröking, die Ko-Intendanz der Komischen Oper Berlin. »Über Nacht wird ein Plan verworfen, der jahrelang im Dialog zwischen der Stadt, den Planern und der Komischen Oper Berlin vorbereitet und ausgearbeitet wurde. Und das alles trotz einer ganz klaren auch öffentlichen Zusage unseres Kultursenators Joe Chialo und des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner für die Fortsetzung der Sanierung. Damit verschiebt der Berliner Senat das Problem, löst es aber nicht. Ein Baustopp von zwei Jahren führt zu einer Verzögerung der Fertigstellung um mindestens vier Jahre! 10 Millionen Euro werden gespart, es werden Mehrkosten von etwa 250 Millionen Euro verursacht. Das ist ein Skandal!«.
Die Komische Oper Berlin ist eine der wichtigsten Kulturinstitutionen Berlins. In Ostdeutschland entstanden, hat sie sich von dort aus über alle Grenzen hinweg zu einem weltweiten Modell für aktuelles und für alle Schichten zugängliches Musiktheater entwickelt. Sie gilt als Impulsgeberin für niedrigschwellige, zeitgemäße Oper. »Derzeit bespielen wir das Schillertheater, das aufgrund seiner begrenzten Platz- und Lagerkapazitäten und der für Musiktheater schwierigen Akustik nur als Interimslösung und nur für kurze Zeit geeignet ist. Dies führt zu erheblichen Einschränkungen im Angebot und Repertoire. Eine Bespielung auf Dauer lässt die Komische Oper Berlin künstlerisch und finanziell ausbluten und gefährdet damit ihre Existenz.«, so Susanne Moser und Philip Bröking. »Ein den aktuellen Planungen entsprechender Bau hingegen steht für den Glauben an die Zukunft Berlins mit einer einzigartigen und besonderen Kulturszene und als lebenswerte Stadt.«
Sinfoniekonzert für einen Mann und 100 Metronome
Herbert Fritsch macht ein Konzert
Was passiert, wenn man Herbert Fritsch, genialer Schauspieler und Regisseur mit Hang zum Abgedrehten, ein Sinfoniekonzert zum Spielen gibt? Sicher kann man das nicht sagen, was man aber sagen kann: Fritsch wagt sich ins Konzertfach!
Obwohl er selbst kein Musikinstrument spielt, hat Fritsch seit jeher eine enge Verbindung zur Musik. Aus einigen Stücken, die ihn schon lange Zeit begleiten, hat er nun für die Komische Oper Berlin ein Konzert kuratiert. Den Auftakt macht die Ouvertüre aus Carl Maria von Webers »Der Freischütz«, die Fritsch 2016 am Opernhaus Zürich inszeniert hat. Iannis Xenakis‘ 1986 geschaffenes Orchesterwerk »À l’île de Gorée« beeindruckte Fritsch in einer Aufführung, bei der die Leichtigkeit des Stückes im Vordergrund stand. Dabei lernte Fritsch, dass auch Neue Musik ein einfach zu genießendes Erlebnis ist, man muss sich nur mit ihr auseinandersetzen, sich darauf einlassen. Von »Prométhée ou Le Poème du feu« von Alexander Scriabin war Herbert Fritsch so begeistert, dass er dazu 1997 am Schauspiel Bochum während einer 15-stündigen Performance einen Film produzierte, der genau die Länge des Stückes von Scriabin erreichte – 23 Minuten.
Das Metronom, normalerweise eher ein Hilfsmittel in der Musik, zählt für Fritsch zweifellos zu den Musikinstrumenten: »Alles, was einen Klang erzeugt, ist ein Musikinstrument. Wenn man z.B. auf einen Tisch klopft, kann der Tisch plötzlich ein Musikinstrument werden. Es geht darum, Musik da zu suchen, wo man sie normalerweise nicht vermutet.« 1962 kommt György Ligeti als erster Komponist auf die Idee, das Metronom als Instrument zu behandeln. Sein »Poème Symphonique« wird von 100 mechanischen Metronomen in verschiedenen Tempi gespielt, die alle gleich stark aufgezogen und möglichst gleichzeitig in Bewegung gesetzt werden.
Gemeinsam mit Generalmusikdirektor James Gaffigan präsentiert Fritsch György Ligetis wegweisendes »Poème symphonique« für 100 Metronome und führt uns hinein in seine ganz persönliche musikalische Welt von Carl Maria von Weber bis Iannis Xenakis mit allen Ecken und Kanten. Keine Angst, singen wird er nicht. Also, wahrscheinlich nicht. Wir sind gespannt!
Rache ist Blutwurst!
Sweeney Todd
The Demon Barber of Fleet Street
Ein Musical-Thriller [ 1979 ]
Musik und Gesangstexte von Stephen Sondheim
Buch von Hugh Wheeler
Nach dem gleichnamigen Stück von Christopher Bond
Regie der Originalproduktion am Broadway: Harold Prince
Orchestrierung von Jonathan Tunick
Original-Broadwayproduktion von Richard Barr, Charles Woodward, Robert Fryer, Mary Lea Johnson, Martin Richards in Zusammenarbeit mit Dean und Judy Manos
Koproduktion mit Opéra national du Rhin
Ein Musical-Thriller [ 1979 ]
Musik und Gesangstexte von Stephen Sondheim
Buch von Hugh Wheeler
Nach dem gleichnamigen Stück von Christopher Bond
Regie der Originalproduktion am Broadway: Harold Prince
Orchestrierung von Jonathan Tunick
Original-Broadwayproduktion von Richard Barr, Charles Woodward, Robert Fryer, Mary Lea Johnson, Martin Richards in Zusammenarbeit mit Dean und Judy Manos
Koproduktion mit Opéra national du Rhin
Unterhaltsam, makaber und berührend – Regisseur Barrie Kosky wagt sich mit »Sweeney Todd« an die »Schwarze Operette« schlechthin. Ein ebenso bitterböser wie lustvoll-schauriger musikalischer Thriller aus der Feder Stephen Sondheims über die blutige Rache des legendären Londoner Friseurs Sweeney Todd. An der Seite der Titelfigur als Fleischpasteten-Königin Mrs. Lovett: Dagmar Manzel!
London in seiner ganzen Tristesse: Benjamin Barker, anständiger Friseur aus einfachsten Verhältnissen, wird von Richter Turpin, der es auf dessen hübsche Frau abgesehen hat, völlig zu Unrecht zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Jahre später kehrt Barker zurück und hat nur noch eines im Sinn: Rache! Barkers Frau habe sich umgebracht, berichtet ihm die völlig abgebrannte, wenn auch geschäftstüchtige Pastetenbäckerin Mrs. Lovett. Und so startet Benjamin Barker alias Sweeney Todd nicht nur einen äußerst effizienten Rachefeldzug, sondern mit seiner Informantin auch ein florierendes Joint-Venture im Fleischpasteten-Sektor …
Angesiedelt im viktorianischen London zeigt »Sweeney Todd«, wie die Gesellschaft, geprägt von Korruption und wirtschaftlicher Not, die Menschen in die Verzweiflung führt. Die Charaktere sind gefangen in einem System, das sie ausbeutet und unterdrückt.
Den Kern dieses Musical-Thrillers bilden zeitlose gesellschaftliche Themen wie soziale Ungerechtigkeit, Rache und die dunklen Seiten der menschlichen Natur. Auch die ethischen Fragen, die mit Macht und Verantwortung verbunden sind, werden mit einem kritischen Blick auf die Verantwortung von Autoritäten und die Gefahren des Machtmissbrauchs betrachtet.
Die Geschichte des zum Massenmörder mutierten »dämonischen Barbiers aus der Fleet Street« erschien erstmals 1846 als Groschenroman unter dem Titel The String of Pearls und diente als Vorlage zahlreicher dramatischer und filmischer Adaptionen. Musikalisch ließ sich Sondheim für sein »Thriller Musical« von klassischer Filmmusik ebenso inspirieren wie von Richard Wagners Leitmotivtechnik. Barrie Kosky inszeniert seine Version des Musical-Klassikers als eine »Kindertheater-Albtraum-Collage« mit jener zwischen Ekel und Lachen irisierenden Lust am Horror, die das Publikum seit jeher fasziniert. Ohne Pardon geht Kosky dabei der Frage nach, zu was der Mensch imstande ist, wenn er der Logik der Rache bis zum bitteren Ende folgt, und was dabei auf dem Spiel steht.
Ein kraftvolles Werk, das nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt und einen Diskurs über zeitgenössische gesellschaftliche Probleme anstößt.
Das Sinfoniekonzert des Generalmusikdirektors
James’ Choice
Zur neuen Spielzeit bringt James Gaffigan ein Stück seiner Heimat New York mit an die Komische Oper Berlin! Während unser Generalmusikdirektor hier eine Wahlheimat gefunden hat, steuerte im 20. Jahrhundert so manch prominenter europäischer Komponist den sicheren Hafen Amerika an.
Für Antonín Dvořák und Gustav Mahler eröffnete New York einflussreiche berufliche Möglichkeiten. In seiner Zeit in Amerika interessierte sich Dvořák für afroamerikanische und indigene Volksmusik, die er in Kombination mit seiner eigenen tschechischen Musiksprache zu einer neuen amerikanischen Nationalmusik weiterentwickelte.
Beim Sinfoniekonzert »James’ Choice« spielt das Orchester der Komischen Oper Berlin den einzig vollständig überlieferten Satz aus Mahlers letzter, unvollendeter Sinfonie: das einleitende Adagio.
Eröffnet wird dieser mit einer traurigen Bratschen-Melodie, von der aus sich das Werk bis hin zu einem schrillen Neuntonakkord steigert, der Mahlers tiefe Verzweiflung widerspiegelt: Zur Zeit der Komposition erfuhr er von der Affäre seiner Frau Alma mit dem jungen Architekten Walter Gropius.
Kurt Weill befasste sich am Broadway mit dem aufstrebenden Musical. Seinen Durchbruch erzielte er mit »Lady in the Dark«, indem es um die Modemanagerin Liza Elliott geht, die kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht. Die mysteriöse Melodie, die Liza aus ihrer Kindheit verfolgt, bildet den roten Faden der Suite. Mit »One Touch of Venus« und »Lost in the stars« folgten für Weill zwei weitere Bühnenerfolge.
Erich Wolfgang Korngold setzte in Hollywood wiederum den Grundstein für das Filmmusikgenre und inspirierte durch seine Soundtracks nicht zuletzt Filmmusiklegende John Williams. Korngolds Soundtrack zum Abenteuerfilm »The Sea Hawk« veranschaulicht lautmalerisch die Seeschlachten des Freibeuters Geoffrey Thorpe, während im Mittelteil die Liebesbeziehung zwischen Thorpe und der Spanierin Doña Maria durch schwelgende Streicherlinien zum Ausdruck gebracht wird.
Auf den amerikanischen Erfolg hatten zweifelsohne nicht nur die Komponisten, sondern auch ihre Begleiterinnen einen Einfluss. Ensemblesängerin Susan Zarrabi verleiht den Frauen in Kurt-Weill-Songs aus »One Touch of Venus« und »Lost in the stars« eine unvergleichliche Stimme. Schauspielerin Evamaria Salcher gibt zudem amüsante Einblicke in das Leben von Lotte Lenya bis hin zu Alma Mahler.
Von Dvořáks »American Suite« bis zum Weltschmerz in Mahlers 10. Sinfonie – eine spannende Zeitreise in das »Land der unbegrenzten Möglichkeiten«!