© Monika Rittershaus
Realität und Realitätsflucht
Ein Gespräch mit dem musikalischen Leiter James Gaffigan über gebrochene Herzen, das Genie Mozarts und Oper als Reflexionsort
Le nozze di Figaro – eine der populärsten, meistaufgeführten Opern aus der Feder eines der beliebtesten und bekanntesten Komponisten …
James Gaffigan: Es gibt eine Angst davor, Le nozze di Figaro auf moderne Weise zu inszenieren. Ich glaube, wir werden zu Puristen, wenn es um Mozarts Musik geht, denn sie ist so perfekt, dass wir sie nicht anfassen wollen. Doch in dieser Oper geht es um Menschen, die Macht oder Geld haben, um die Menschen, die das nicht haben, und wie sie ihren sozioökonomischen Status ändern können. Kirill Serebrennikov wirft einen sehr realistischen Blick auf diese beiden Klassen. Als jemand, der von klein auf verschiedene Klassen erlebt hat, berührt mich diese Inszenierung zutiefst, weil sie mich zum Nachdenken darüber anregt, was bestimmte Menschen erreichen können und andere nicht, und wie sehr andere Menschen kämpfen müssen, um etwas zu erreichen.
Spiegelt die Musik diese Status-Unterschiede?
James Gaffigan: Die Oper beginnt mit Da Pontes Entscheidung, den Raum, in den Figaro und Susanna einziehen, abzustecken, damit deutlich wird, wie bescheiden dieses junge Paar lebt. Mozart komponiert sehr unterschiedliche Musik für Figaro und den Grafen. Wenn er Blechbläser und Schlagzeug, Trompeten und Pauken einsetzt, fängt er unterschiedliche Stile für diese Figuren ein: Die Musik des Grafen hat stets einen edlen Gestus. Figaros drei Arien hingegen transportieren eine Art brachialen Machismo, ausgedrückt durch Horn und Pizzicati in den Streichern. In seiner zweiten Arie »Non più andrai, farfallone amoroso« macht sich Figaro über Cherubino lustig, weil er in den Krieg ziehen muss, und das Orchester spiegelt dies mit musikalischen Bomben, die in den Trompeten explodieren, und mit Militärmärschen wider. In Figaros letzter Arie, »Aprite un po’ quegli occhi«, beschwert er sich beim Publikum über die Frauen und ihre Treulosigkeit.
James Gaffigan: Es gibt eine Angst davor, Le nozze di Figaro auf moderne Weise zu inszenieren. Ich glaube, wir werden zu Puristen, wenn es um Mozarts Musik geht, denn sie ist so perfekt, dass wir sie nicht anfassen wollen. Doch in dieser Oper geht es um Menschen, die Macht oder Geld haben, um die Menschen, die das nicht haben, und wie sie ihren sozioökonomischen Status ändern können. Kirill Serebrennikov wirft einen sehr realistischen Blick auf diese beiden Klassen. Als jemand, der von klein auf verschiedene Klassen erlebt hat, berührt mich diese Inszenierung zutiefst, weil sie mich zum Nachdenken darüber anregt, was bestimmte Menschen erreichen können und andere nicht, und wie sehr andere Menschen kämpfen müssen, um etwas zu erreichen.
Spiegelt die Musik diese Status-Unterschiede?
James Gaffigan: Die Oper beginnt mit Da Pontes Entscheidung, den Raum, in den Figaro und Susanna einziehen, abzustecken, damit deutlich wird, wie bescheiden dieses junge Paar lebt. Mozart komponiert sehr unterschiedliche Musik für Figaro und den Grafen. Wenn er Blechbläser und Schlagzeug, Trompeten und Pauken einsetzt, fängt er unterschiedliche Stile für diese Figuren ein: Die Musik des Grafen hat stets einen edlen Gestus. Figaros drei Arien hingegen transportieren eine Art brachialen Machismo, ausgedrückt durch Horn und Pizzicati in den Streichern. In seiner zweiten Arie »Non più andrai, farfallone amoroso« macht sich Figaro über Cherubino lustig, weil er in den Krieg ziehen muss, und das Orchester spiegelt dies mit musikalischen Bomben, die in den Trompeten explodieren, und mit Militärmärschen wider. In Figaros letzter Arie, »Aprite un po’ quegli occhi«, beschwert er sich beim Publikum über die Frauen und ihre Treulosigkeit.
Diese Grobheit kommt auch in Doppeldeutigkeiten zum Aus- druck, wie in Figaros Cavatina: »Se vuol ballare signor contino, il chitarrino le suonerò«. Übersetzung: »Wenn Sie tanzen wollen, Herr Graf, dann schlage ich Ihnen ordentlich die … Gitarre.«
James Gaffigan: Er spricht mit dem Grafen, der hinter seiner Verlobten her ist, und deutet an, dass es gewalttätig werden könnte. Es gibt viele vulgäre, schmutzige Witze im Libretto, und ich kann mir vorstellen, dass Mozart und Da Ponte sich beim Schreiben sehr darüber amüsiert haben.
Wie kommt der Adel des Grafen in der Musik zum Ausdruck?
James Gaffigan: Der Graf plant seine vendetta, seine Rache. Seine Musik ist im Stil der Opera seria komponiert. Mozart verwendet dabei punktierte Rhythmen anstelle von sanften, um die Autorität des Grafen zu zeigen. Er verfährt ähnlich im Don Giovanni, wo sich die Musik von Donna Elvira und Donna Anna nicht stärker von der Leporellos unterscheiden könnte. Leporellos Musik ist sehr einfach und lustig gehalten. Die vom Liebeskummer getroffene Adlige Donna Elvira ist die ernsteste unter ihnen, mit strengen, punktierten Rhythmen. Wenn Donna Anna erscheint, erklingen Trompeten und Pauken, um zu zeigen, dass der Adel den Raum betreten hat. Darin legt Mozart Spuren, die den Zuschauer:innen unbewusst zeigen, wer diese Personen sind. Und diese subtile Technik funktioniert auch heute noch in der Filmmusik, egal ob John Williams’ Soundtrack für Star Wars oder Danny Elfmans Kompositionen – man spürt den Charakter durch die Musik.
James Gaffigan: Er spricht mit dem Grafen, der hinter seiner Verlobten her ist, und deutet an, dass es gewalttätig werden könnte. Es gibt viele vulgäre, schmutzige Witze im Libretto, und ich kann mir vorstellen, dass Mozart und Da Ponte sich beim Schreiben sehr darüber amüsiert haben.
Wie kommt der Adel des Grafen in der Musik zum Ausdruck?
James Gaffigan: Der Graf plant seine vendetta, seine Rache. Seine Musik ist im Stil der Opera seria komponiert. Mozart verwendet dabei punktierte Rhythmen anstelle von sanften, um die Autorität des Grafen zu zeigen. Er verfährt ähnlich im Don Giovanni, wo sich die Musik von Donna Elvira und Donna Anna nicht stärker von der Leporellos unterscheiden könnte. Leporellos Musik ist sehr einfach und lustig gehalten. Die vom Liebeskummer getroffene Adlige Donna Elvira ist die ernsteste unter ihnen, mit strengen, punktierten Rhythmen. Wenn Donna Anna erscheint, erklingen Trompeten und Pauken, um zu zeigen, dass der Adel den Raum betreten hat. Darin legt Mozart Spuren, die den Zuschauer:innen unbewusst zeigen, wer diese Personen sind. Und diese subtile Technik funktioniert auch heute noch in der Filmmusik, egal ob John Williams’ Soundtrack für Star Wars oder Danny Elfmans Kompositionen – man spürt den Charakter durch die Musik.
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Was ist mit Susanna und der Gräfin?
James Gaffigan: Susannas Musik ist sehr verspielt. Dabei steht sie mehr auf der Bühne als alle anderen Figuren, bekommt aber nie eine große Arie. Susannas »Deh vieni, non tardar«, mit der sie ihren Liebhaber zu sich ruft und Figaro eifersüchtig macht, ist keine Arie, sondern eher ein süßes Lied, ein Air. Die Arien der Gräfin »Porgi, amor, qualche ristoro« und »Dove sono i bei momenti« sind dagegen fast schon Werke für sich. Es wundert kaum, dass Donna Annas Arien, die Arien der Gräfin Almaviva und Fiordiligis Arien wie »Per pietà« aus Così fan tutte auch Richard Wagner mit ihrer Erhabenheit inspirierten.
Die Menschen, die auf der unteren Ebene leben, versuchen aufzusteigen und auf die höhere Ebene zu gelangen, sowohl physisch als auch sozioökonomisch.
James Gaffigan: Musikalisch vermischen sich die Klassen nie, auch wenn es in größeren Ensembles flüchtig so scheint. Jede:r bleibt bei seinem oder ihrem eigenen charakteristischen Musikstil. Es gibt nur wenige Sinneswandel: Eine meiner Lieblingsstellen in der ganzen Oper ist die, als Figaro entdeckt, dass Marcellina in Wirklichkeit seine Mutter ist – die Frau, die versucht hat, seine Hochzeit zu verhindern und die ihn selbst heiraten will. Die ganze Oper hindurch sind sie voneinander angewidert, aber am Ende umarmen sie sich und sind eine große Familie. Nur Mozart konnte diese Absurdität in die Tat umsetzen.
James Gaffigan: Susannas Musik ist sehr verspielt. Dabei steht sie mehr auf der Bühne als alle anderen Figuren, bekommt aber nie eine große Arie. Susannas »Deh vieni, non tardar«, mit der sie ihren Liebhaber zu sich ruft und Figaro eifersüchtig macht, ist keine Arie, sondern eher ein süßes Lied, ein Air. Die Arien der Gräfin »Porgi, amor, qualche ristoro« und »Dove sono i bei momenti« sind dagegen fast schon Werke für sich. Es wundert kaum, dass Donna Annas Arien, die Arien der Gräfin Almaviva und Fiordiligis Arien wie »Per pietà« aus Così fan tutte auch Richard Wagner mit ihrer Erhabenheit inspirierten.
Die Menschen, die auf der unteren Ebene leben, versuchen aufzusteigen und auf die höhere Ebene zu gelangen, sowohl physisch als auch sozioökonomisch.
James Gaffigan: Musikalisch vermischen sich die Klassen nie, auch wenn es in größeren Ensembles flüchtig so scheint. Jede:r bleibt bei seinem oder ihrem eigenen charakteristischen Musikstil. Es gibt nur wenige Sinneswandel: Eine meiner Lieblingsstellen in der ganzen Oper ist die, als Figaro entdeckt, dass Marcellina in Wirklichkeit seine Mutter ist – die Frau, die versucht hat, seine Hochzeit zu verhindern und die ihn selbst heiraten will. Die ganze Oper hindurch sind sie voneinander angewidert, aber am Ende umarmen sie sich und sind eine große Familie. Nur Mozart konnte diese Absurdität in die Tat umsetzen.
Das Finale des zweiten Akts wird oft als Mozarts beste Musik bezeichnet …
James Gaffigan: Es ist Musikdrama, bevor es das Musikdrama gab. Es war das erste Mal, dass eine Ensemblenummer in einer Oper um die zwanzig Minuten dauerte. Der Charakter der Musik ändert sich dabei fast alle dreißig Sekunden. Es beginnt mit einem Duett zwischen Mann und Frau, Graf und Gräfin. Es ist lustig, aber auch erschreckend, weil es aggressiv wird. Er glaubt, es gäbe einen Liebhaber im Schrank. Die Gräfin denkt, Cherubino verstecke sich im Schrank. Es herrschen also Misstrauen, Aggression und Gewalt zwischen den Figuren und in der Musik. Und dann kommt Susanna aus dem Schrank, zur Verwirrung der beiden. Genau in diesem Überraschungsmoment friert Mozart die Zeit ein. Er nimmt ein Dreier-Metrum, in einer Oper, die meist in einem Zweier- oder Vierer-Metrum steht, und eliminiert jegliches Zeitgefühl. Um diesen Eindruck zu unterstreichen, singen die Figuren in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Nun kommen immer mehr Figuren hinzu: Mit Susanna wird das Duo zum Trio. Figaros Erscheinen macht alles noch chaotischer. Er will alle zur Feier bringen, wird aber vom misstrauisch gewordenen Grafen aufgehalten und von den Frauen angeregt, mitzuspielen. Zu allem Überfluss beschwert sich Antonio über einen jungen Mann, der aus dem Fenster springt. Antonios Musik ist nochmal anders als die aller anderen, nämlich die Musik eines umherirrenden Betrunkenen. Wenn Da Ponte und Mozart Marcellina, Basilio und Bartolo mit dem Vertrag ins Spiel bringen, kippt die Handlung fast ins Lächerliche, und Mozart komponiert die letzten dreißig Sekunden im schnellsten Tempo, das man sich vorstellen kann. Ich denke, das ist ein Meisterwerk, das auch heute noch lustig ist.
James Gaffigan: Es ist Musikdrama, bevor es das Musikdrama gab. Es war das erste Mal, dass eine Ensemblenummer in einer Oper um die zwanzig Minuten dauerte. Der Charakter der Musik ändert sich dabei fast alle dreißig Sekunden. Es beginnt mit einem Duett zwischen Mann und Frau, Graf und Gräfin. Es ist lustig, aber auch erschreckend, weil es aggressiv wird. Er glaubt, es gäbe einen Liebhaber im Schrank. Die Gräfin denkt, Cherubino verstecke sich im Schrank. Es herrschen also Misstrauen, Aggression und Gewalt zwischen den Figuren und in der Musik. Und dann kommt Susanna aus dem Schrank, zur Verwirrung der beiden. Genau in diesem Überraschungsmoment friert Mozart die Zeit ein. Er nimmt ein Dreier-Metrum, in einer Oper, die meist in einem Zweier- oder Vierer-Metrum steht, und eliminiert jegliches Zeitgefühl. Um diesen Eindruck zu unterstreichen, singen die Figuren in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Nun kommen immer mehr Figuren hinzu: Mit Susanna wird das Duo zum Trio. Figaros Erscheinen macht alles noch chaotischer. Er will alle zur Feier bringen, wird aber vom misstrauisch gewordenen Grafen aufgehalten und von den Frauen angeregt, mitzuspielen. Zu allem Überfluss beschwert sich Antonio über einen jungen Mann, der aus dem Fenster springt. Antonios Musik ist nochmal anders als die aller anderen, nämlich die Musik eines umherirrenden Betrunkenen. Wenn Da Ponte und Mozart Marcellina, Basilio und Bartolo mit dem Vertrag ins Spiel bringen, kippt die Handlung fast ins Lächerliche, und Mozart komponiert die letzten dreißig Sekunden im schnellsten Tempo, das man sich vorstellen kann. Ich denke, das ist ein Meisterwerk, das auch heute noch lustig ist.
© Monika Rittershaus
Ist diese Opera buffa eigentlich komödiantisch?
James Gaffigan: Sie ist lustig, lebensbejahend und traurig zugleich. Die Gräfin ist eine zutiefst traurige Figur, die feststeckt. Es berührt mich, dass sie bereit ist, dem Grafen immer wieder zu verzeihen und sich immer wieder bloßstellen zu lassen. Die Menschen, die einen am meisten verletzen, sind die Liebsten, nicht die Fremden. Die Gräfin belügt sich selbst – ich spüre Traurigkeit in ihrer schönen Musik am Ende. Ich habe nicht das Gefühl, dass Graf und Gräfin sich in diesem sonst positiv gestimmten Ende lieben.
Diese Inszenierung greift auch die Ungereimtheiten der Oper auf, die dem Publikum einiges an Fantasie abverlangen, und bietet realistischere Wege an. Spüren Sie diese Momente der Unglaubwürdigkeit auch?
James Gaffigan: Ich gehe in die Oper, um dem Alltag zu entfliehen, nicht um die Realität zu erleben. Ich sehe genug schmerzhafte und schwierige Dinge im wirklichen Leben, und ich finde, dass die Oper eine Gelegenheit zum Nachdenken und Reflektieren ist. Ich gehe also auf die Suche nach Emotionen, die ich noch nicht erlebt habe. Dennoch haben die meisten Opern aus heutiger Sicht auch eine sehr alberne Seite. Zum Beispiel eine sterbende Figur, die sich dabei sehr viel Zeit lässt und mit ihrem letzten Hauch noch hohe Töne und anspruchsvolle Arien singt … Ich denke daher, dass es für die Opernwelt sehr wichtig ist, Mozart durch die Brille eines sehr modernen, realistischen Menschen wie Kirill Serebrennikov zu erleben, um sie glaubhafter zu machen.
James Gaffigan: Sie ist lustig, lebensbejahend und traurig zugleich. Die Gräfin ist eine zutiefst traurige Figur, die feststeckt. Es berührt mich, dass sie bereit ist, dem Grafen immer wieder zu verzeihen und sich immer wieder bloßstellen zu lassen. Die Menschen, die einen am meisten verletzen, sind die Liebsten, nicht die Fremden. Die Gräfin belügt sich selbst – ich spüre Traurigkeit in ihrer schönen Musik am Ende. Ich habe nicht das Gefühl, dass Graf und Gräfin sich in diesem sonst positiv gestimmten Ende lieben.
Diese Inszenierung greift auch die Ungereimtheiten der Oper auf, die dem Publikum einiges an Fantasie abverlangen, und bietet realistischere Wege an. Spüren Sie diese Momente der Unglaubwürdigkeit auch?
James Gaffigan: Ich gehe in die Oper, um dem Alltag zu entfliehen, nicht um die Realität zu erleben. Ich sehe genug schmerzhafte und schwierige Dinge im wirklichen Leben, und ich finde, dass die Oper eine Gelegenheit zum Nachdenken und Reflektieren ist. Ich gehe also auf die Suche nach Emotionen, die ich noch nicht erlebt habe. Dennoch haben die meisten Opern aus heutiger Sicht auch eine sehr alberne Seite. Zum Beispiel eine sterbende Figur, die sich dabei sehr viel Zeit lässt und mit ihrem letzten Hauch noch hohe Töne und anspruchsvolle Arien singt … Ich denke daher, dass es für die Opernwelt sehr wichtig ist, Mozart durch die Brille eines sehr modernen, realistischen Menschen wie Kirill Serebrennikov zu erleben, um sie glaubhafter zu machen.
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18. November 2024
Musikalisch eine reine Freude. Der von David Cavelius einstudierte Chor ist in dieser Stadt als Opernchor zurzeit ohne Konkurrenz, gesanglich erweist er sich als ebenso überlegen wie in gestalterischer Schärfe und Spielfreude. Und James Gaffigan am Pult des Orchesters der Komischen Oper gelingt eine pointierte und farblich enorm reiche Interpretation, die in keinem Moment den Faden verliert. Man spürt den Spaß, den die Arbeit an einer so reizvoll zwischen kompositorischem Anspruch und Popularität oszillierenden Partitur machen muss. Die melodischen Reize ... gelingen so präsent, wie die hintergründige leitmotivische Struktur stets spürbar bleibt.
Peter Uehling, Berliner Zeitung
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Strangers in America
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zog es prominente Komponisten in den sicheren Hafen Amerikas. Unter ihnen finden sich Erich Wolfgang Korngold, Kurt Weill, Ignatz Waghalter, Antonín Dvořák und Gustav Mahler. Das Sinfoniekonzert James' Choice vereint nun ihre Werke, die im selbstgewählten oder notwendigen Exil entstanden. In ihnen treffen europäische Traditionen auf US-amerikanische Musikkulturen, sind Einflüsse indigener Tänze, von Broadway-Musicals und des neue Genres der Filmmusik zu hören. So unterschiedlich ihre Werke auch sind: Für Generalmusikdirektor James Gaffigan sind es Leidenschaft, Leichtigkeit und Tiefe, die sie mit einander vereinen.
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30. April 2024
Von silbernen Skulpturen und wackeligen Bügelbrettern
Über Mozarts und Da Pontes diplomatisches Können, das Gefühl, im System gefangen zu sein und den Freispruch durch Leidenschaft in Le nozze di figaro
#KOBFigaro
Einführung
28. April 2024
»Beeindruckend, wie nachhaltig Kirill Serebrennikow die Tiefendimension und die politische Stoßkraft der Macht- und Besitzverhältnisse in Mozarts »Le nozze di Figaro«, die Winkelzüge der Gefühle und des Gelächters, reflektiert und darstellen lässt ... Und wie enthusiastisch ihm das Ensemble der Komischen Oper durch das Comedia-Abenteuer all der Krümmungen und Windungen in Mozarts »Tollem Tag« folgt. Ungeteilt die Zustimmung im Berliner Schillertheater.«
»Le nozze di Figaro« von Wolfgang Amadeus Mozart
Wolfgang Schreiber, Süddeutsche Zeitung
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Wolfgang Schreiber, Süddeutsche Zeitung
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28. April 2024
»Dieses entfesselte Theater funktioniert als Ganzes vor allem, weil Tommaso Barea ein in jeder Hinsicht dunkel attraktiver Figaro ist und Hubert Zapiór sein smart arroganter Gegenspieler als Graf Almaviva. Dass Susanna die Frau ist, die hier eigentlich den größten Durchblick hat, wird von der beherzt frischen Penny Sofroniadou durchweg und darstellerisch beglaubigt. Nadja Mchantaf ist als Contessa längst desillusioniert, was die Dauerhaftigkeit von Liebesglück betrifft. Sie klingt auch melancholisch sanft. ... Am Pult des Orchesters der Komischen Oper sorgt James Gaffigan durchweg für die zupackende Dramatik, die diese szenische Deutung herausfordert, setzt ihr aber auch musikalisches Innehalten entgegen und sichert den Sängern Raum zur Entfaltung.«
»Le nozze di Figaro« von Wolfgang Amadeus Mozart
Joachim Lange, NMZ
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20. April 2024
Ein gesungener Protest
»Was in unsern Zeiten nicht erlaubt ist, gesagt zu werden, wird gesungen.« schrieb die Wiener Realzeitung über die Uraufführung von Le nozze di Figaro. Wie Mozart die Kritik an der Obrigkeit auch musikalisch in seine Oper vertont hat und wie Kirill Serebrennikov gesellschaftlicher Ungleichheit im Bühnenbild Ausdruck verleiht, erfahren Sie hier – das Wichtigste in Kürze.
#KOBFigaro
17. April 2024
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Warum Le nozze di Figaro mehr als nur eine Geschichte über die Umverteilung von Macht ist, welche Rolle die zeitgenössischen Kunstwerke auf der Bühne spielen und wieso ein Lachen des Publikums für die Obrigkeit gefährlich ist – Regisseur und Bühnenbildner Kirill Serebrennikov im Gespräch.
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Interview
15. April 2024
»James Gaffigan hat Großes vor an der Komischen Oper Berlin, deren Generalmusikdirektor er seit dieser Saison ist: Der 44-jährige Amerikaner möchte die Musik ins Rampenlicht rücken, wo stets die Regie im Mittelpunkt stand: »Das Orchester ist ein Diamant«, schwärmt er, »den will ich zum Funkeln bringen.« Das Publikum soll spüren, was für großartige Instrumentalistinnen und Instrumentalisten hier spielen. Ein allzu ehrgeiziges Ziel? Als Amerikaner kennt Gaffigan keine Probleme. Nur Herausforderungen.«
Der Tagesspiegel hat James Gaffigan nicht nur mit dieser Begründung zu einem der 100 wichtigsten Köpfe der Berliner Kultur ausgezeichnet – wir gratulieren!
Foto © Jan Windszus Photography
Der Tagesspiegel hat James Gaffigan nicht nur mit dieser Begründung zu einem der 100 wichtigsten Köpfe der Berliner Kultur ausgezeichnet – wir gratulieren!
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Generalmusikdirektor
30. Januar 2024
Barry Koskys stupend präzise Inszenierung des „Goldenen Hahns“ hat schon eine kleine Reise hinter sich von Aix-en Provence über Lyon und Adelaide nach Berlin , an die Komische Oper, also ans Schillertheater, das derzeitige Quartier der Truppe. ... Der Dirigent James Gaffigan wirkt, als habe er sich vollkommen in diese Musik verknallt, er umsorgt jedes kleinste Detail, er schildert plastisch, aufregend, elegant. Proshina und Ulyanov müssten gar nichts singen, die Musik erzählte alles, bohrende Neugierde am anderen, von ihr ironisch, spielerisch, verführerisch dargeboten.
Irre werden an der Schönheit, Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung
#KOBGoldenerHahn
30. Januar 2024
Stimmlich und darstellerisch grandios verkörpert Dmitry Ulyanov den König und verdeutlicht, warum es bei Kosky nicht leicht ist, ein Despot zu sein. ...
Sopranistin Kseniia Proshina wird gewissermaßen der rote Teppich ausgerollt. Was sie gar nicht nötig hat. Die Sängerin kann mit einer Eleganz verführen, ihr lyrischer Sopran bewegt sich voller Leichtigkeit durch die Partie, auch wenn sie die geforderten Spitzentöne nur anreißt.
Sopranistin Kseniia Proshina wird gewissermaßen der rote Teppich ausgerollt. Was sie gar nicht nötig hat. Die Sängerin kann mit einer Eleganz verführen, ihr lyrischer Sopran bewegt sich voller Leichtigkeit durch die Partie, auch wenn sie die geforderten Spitzentöne nur anreißt.
Fantasien eines einsamen Königs, Volker Blech, Berliner Morgenpost
#KOBGoldenerHahn
29. Januar 2024
Barrie Kosky nimmt uns mit in eine düster-romantische Bühnenwelt. Ein Szenario wie von Caspar David Friedrich gemalt. ... Dmitry Ulyanov verkörpert diesen König Dodon in feinster Falstaffmanier als bramarbasierend-donnernder Bass. Die matarihafte Verführerin singt Kseniia Proshina mit schillernd-umgarnendem Sopran, eiskalte Spitzen setzend, in orientalisch-verschlungenen Läufen in der überhaupt klangfarbenreichen Musik Rimsky-Korsakows. ... Die entfaltet das Orchester der Komischen Oper unter der Leitung des neuen Generalmusikdirektors James Gaffigan einfühlsam: von zart-romantisch bis zur überdrehten Farce.
Dystopisches Märchen: »Der Goldene Hahn« an der Komischen Oper, Barbara Wiegand, rbb Inforadio
#KOBGoldenerHahn
29. Januar 2024
Das war ein runder, voller Erfolg! Die Komische Oper hat gepunktet. Und zwar mit einem Werk, das ja wirklich ans Haus passt. ... Es ist keine platte Aktualisierung, es ist für Kosky ein Märchen und es geht um die Magie der Bilder. Und alles, was man für heute daraus ableiten könnte, überlässt Kosky der Intelligenz des Publikums. ... James Gaffigan hat diese vielschichtige Partitur wirklich ausgeleuchtet bis in die hintersten Winkel. ... Ein kurzweiliges Vergnügen, der Chor - das Rückgrat des Hauses - mal wieder grandios. ... Wer da hingeht, macht nichts falsch!
Premiere an der Komischen Oper »Der goldene Hahn«, Andreas Göbel, rbbKultur
#KOBGoldenerHahn
26. Januar 2024
Kein einziger schwacher Moment
Der goldene Hahn ist Nikolai Rimski-Korsakows ausgefeilteste und musikalisch farbenprächtigste Oper. Seine meisterhafte Partitur lässt die Geschichte und ihre Figuren sinnlich erleben und schafft es, Erotik nicht nur verführerisch, sondern auch tiefgründig und authentisch klingen zu lassen. Im Gespräch erzählen Dirigent James Gaffigan und Regisseur Barrie Kosky über ein Kind, das einen König spielt, über die Inszenierung eines Deliriums und eine Oper im Gewand einer schwarzen Komödie.
#KOBGoldenerHahn
Interview
15. Mai 2023
Sinfonische Exkursionen
Unser neuer Generalmusikdirektor James Gaffigan stellt die vielseitigen Sinfoniekonzerte seiner ersten Spielzeit an der Komischen Oper Berlin vor.
Lassen Sie sich begeistern von Bowie, Bruckner und vielem mehr!
Lassen Sie sich begeistern von Bowie, Bruckner und vielem mehr!
#KOBSiKo
Generalmusikdirektor
20. April 2023
Wir spielen weiter!
Von Händel und Mozart im Schillertheater bis zur zeitgenössischen Oper im Flughafen Tempelhof, von der Kinderopernuraufführung bis zum großen Musical-Klassiker, vom »Heiteren Musiktheater« der DDR im Zelt am Roten Rathaus bis zum Festival für brandneues Musiktheater #kobschallundrausch … alles außer gewöhnlich in unserer Spielzeit 2023/24!
#allesaußergewöhnlich