© Monika Rittershaus
Ein bisschen Hollywood am Broadway
Ein Interview mit Koen Schoots über Jerry Hermans Komposition, die Leichtigkeit und die Schwierigkeit des Musical-Genres.
Koen, du hast bereits zahlreiche Musicals musikalisch begleitet und warst bei der Entstehung einiger Musicals mit am Werk. Wenn du nun Jerry Hermans Musikstil beschreiben müsstest …
Koen Schoots Also kurz gefasst könnte man sagen: La Cage aux Folles, das nach Jesus Christ Superstar, Godspell und Hair entstand, nachdem also Pop und Rock auch am Broadway eingezogen sind, ignoriert diese Entwicklung komplett. Das Stück hätte genauso gut in den Fünfzigerjahren geschrieben sein können. Herman verweigert sich jeglicher Modernität der Musik der Achtzigerjahre. Da gab’s ja schon fast New Wave und es gab den ersten Rap und und und. Weitestgehend hat Jerry Herman zu seinen Kompositionen gesagt »Das ist Broadway« beziehungsweise, »ein bisschen Hollywood so wie man’s kennt«. Also der Glitzer und der Glamour des Broadway, der natürlich auch zur Thematik hervorragend passt.
Die Leichtigkeit von Jerry Hermans Melodien geht ins Ohr. Neben »I am what I am« als dem großen Hit des Stücks gibt es auch viele weitere Songs in La Cage aux Folles, die das Potential zu Lieblingsliedern haben …
Koen Schoots Also, meine Lieblingsnummer ist eigentlich der »Song am Strand«, den find ich einfach toll. Er hat diesen französischen Charme, bei dem man sich sofort an die Côte d’Azur versetzt fühlt. Eine schöne, eine fließende Melodie, die wirklich ins Herz geht.
In der Auseinandersetzung mit dem Stoff habt ihr kaum etwas am Stück verändert, auch musikalisch seid ihr nah am Original geblieben …
Koen Schoots Ich denke, wenn man mit Respekt an die Arbeit geht, die die Autoren vorgelegt haben, ohne die Haltung »Wir machen das alles sowieso besser!«, dann entdeckt man, dass die Stücke in sich schon sehr gut gebaut sind. Wir spielen fast alle musikalischen Nummern der Originalpartitur. Jenseits einiger kleinerer Sprünge in den Tanznummern haben wir zum Beispiel die große »La Cage aux Folles«-Nummer im ersten Akt mit dem Can Can in voller Länge – neun Minuten Tanz.
Koen Schoots Also kurz gefasst könnte man sagen: La Cage aux Folles, das nach Jesus Christ Superstar, Godspell und Hair entstand, nachdem also Pop und Rock auch am Broadway eingezogen sind, ignoriert diese Entwicklung komplett. Das Stück hätte genauso gut in den Fünfzigerjahren geschrieben sein können. Herman verweigert sich jeglicher Modernität der Musik der Achtzigerjahre. Da gab’s ja schon fast New Wave und es gab den ersten Rap und und und. Weitestgehend hat Jerry Herman zu seinen Kompositionen gesagt »Das ist Broadway« beziehungsweise, »ein bisschen Hollywood so wie man’s kennt«. Also der Glitzer und der Glamour des Broadway, der natürlich auch zur Thematik hervorragend passt.
Die Leichtigkeit von Jerry Hermans Melodien geht ins Ohr. Neben »I am what I am« als dem großen Hit des Stücks gibt es auch viele weitere Songs in La Cage aux Folles, die das Potential zu Lieblingsliedern haben …
Koen Schoots Also, meine Lieblingsnummer ist eigentlich der »Song am Strand«, den find ich einfach toll. Er hat diesen französischen Charme, bei dem man sich sofort an die Côte d’Azur versetzt fühlt. Eine schöne, eine fließende Melodie, die wirklich ins Herz geht.
In der Auseinandersetzung mit dem Stoff habt ihr kaum etwas am Stück verändert, auch musikalisch seid ihr nah am Original geblieben …
Koen Schoots Ich denke, wenn man mit Respekt an die Arbeit geht, die die Autoren vorgelegt haben, ohne die Haltung »Wir machen das alles sowieso besser!«, dann entdeckt man, dass die Stücke in sich schon sehr gut gebaut sind. Wir spielen fast alle musikalischen Nummern der Originalpartitur. Jenseits einiger kleinerer Sprünge in den Tanznummern haben wir zum Beispiel die große »La Cage aux Folles«-Nummer im ersten Akt mit dem Can Can in voller Länge – neun Minuten Tanz.
© Monika Rittershaus
Die Komische Oper Berlin ist ein Haus mit einem großen, geübten Orchester. Trotzdem stellt Musical eine andere Art von Herausforderung dar als beispielsweise Oper …
Koen Schoots Das ist große Filmmusik, Broadwaymusik, Hollywoodmusik. Die größte Herausforderung für das Orchester ist dabei, dass es schlicht wahnsinnig viele Noten zu spielen gibt. Ein besonderes Merkmal der
Orchestrierungen ist, dass rund um die Hauptmelodie extrem viel passiert. Wenn die Blechbläser eine Melodie spielen, dann spielen die Geigen noch 84 Noten drumherum. Das ist nicht zu unterschätzen. Für Musicals benutzen wir zudem die amerikanischen Trompeten, die knalliger, schärfer im Klang sind und mehr zur Unterhaltungsmusik passen als die deutschen Trompeten, die etwas weicher und runder vom Klang sind. Die amerikanischen Trompeten haben eine andere Lippenspannung und sind auch dadurch etwas anstrengender zu spielen. Im Repertoirebetrieb heißt das, am einen Abend Die Zauberflöte und am nächsten Abend La Cage aux Folles zu spielen. Dann muss man die Trompete sozusagen tagtäglich wechseln und das ist nicht ganz so einfach!
Das Musical-Genre wird besonders in Deutschland leider immer noch in die Schiene der leichten und leicht zu machenden Unterhaltung gesteckt …
Koen Schoots Musical ist in vielerlei Hinsicht schwerer als manche Oper, und ich werde immer ein wenig wütend, wenn Leute sagen »Ach ja, die brauchen zum Singen ja ein Mikro«. Das Microport hat damit zu tun, dass man ein anderes Klangbild anstrebt, als z. B. bei einer Oper. Natürlich werden in Musicals auch Schauspieler besetzt, die gut singen können. Ich bevorzuge eine:n Sängerdarsteller:in, der/die einen Charakter glaubhaft darstellen kann. Wir haben sehr viel mit Stefan Kurt daran gearbeitet, genau die Farben zu finden, die für seinen Albin und seine Zaza am besten passen. Das besondere an Stefan ist sein Spiel, das er selbst mit seiner eigenen Stimme herstellt, mit seiner eigenen Persönlichkeit. Das finde ich spannender, als nur schöne Töne.
Koen Schoots Das ist große Filmmusik, Broadwaymusik, Hollywoodmusik. Die größte Herausforderung für das Orchester ist dabei, dass es schlicht wahnsinnig viele Noten zu spielen gibt. Ein besonderes Merkmal der
Orchestrierungen ist, dass rund um die Hauptmelodie extrem viel passiert. Wenn die Blechbläser eine Melodie spielen, dann spielen die Geigen noch 84 Noten drumherum. Das ist nicht zu unterschätzen. Für Musicals benutzen wir zudem die amerikanischen Trompeten, die knalliger, schärfer im Klang sind und mehr zur Unterhaltungsmusik passen als die deutschen Trompeten, die etwas weicher und runder vom Klang sind. Die amerikanischen Trompeten haben eine andere Lippenspannung und sind auch dadurch etwas anstrengender zu spielen. Im Repertoirebetrieb heißt das, am einen Abend Die Zauberflöte und am nächsten Abend La Cage aux Folles zu spielen. Dann muss man die Trompete sozusagen tagtäglich wechseln und das ist nicht ganz so einfach!
Das Musical-Genre wird besonders in Deutschland leider immer noch in die Schiene der leichten und leicht zu machenden Unterhaltung gesteckt …
Koen Schoots Musical ist in vielerlei Hinsicht schwerer als manche Oper, und ich werde immer ein wenig wütend, wenn Leute sagen »Ach ja, die brauchen zum Singen ja ein Mikro«. Das Microport hat damit zu tun, dass man ein anderes Klangbild anstrebt, als z. B. bei einer Oper. Natürlich werden in Musicals auch Schauspieler besetzt, die gut singen können. Ich bevorzuge eine:n Sängerdarsteller:in, der/die einen Charakter glaubhaft darstellen kann. Wir haben sehr viel mit Stefan Kurt daran gearbeitet, genau die Farben zu finden, die für seinen Albin und seine Zaza am besten passen. Das besondere an Stefan ist sein Spiel, das er selbst mit seiner eigenen Stimme herstellt, mit seiner eigenen Persönlichkeit. Das finde ich spannender, als nur schöne Töne.
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1. Mai 2024
Wir feiern Magnus Hirschfeld!
Und welches Stück könnte besser zum Anliegen des neuen Berliner Gedenktags für Magnus Hirschfeld passen? Wir zeigen »La Cage aux Folles« am 14. Mai 2024 im Schillertheater. Das Stück mit dem Jerry Herman einen Klassiker des Musical-Genres mit einer Empowerment-Hymne schuf, die nicht nur der queeren Szene die Kraft zum Kampf für mehr Offenheit und Gerechtigkeit gab. Inszeniert von Barrie Kosky wird das Stück zu einem immer gültigen Plädoyer für den Mut, zu sich selbst und zueinander zu stehen!« [Ko-Intendanz Susanne Moser und Philip Bröking]
Am 14. Mai begeht das Land Berlin erstmals den Magnus Hirschfeld Tag. Doch wer war Magnus Hirschfeld? Obwohl er international für seine großen Verdienste immer wieder gefeiert wird und er für die Regenbogenhauptstadt von großer Bedeutung ist, ist diese herausragende historische Persönlichkeit in Deutschland kaum bekannt. Mit dem landesweiten Magnus Hirschfeld Tag möchte der Berliner Senat das gemeinsam mit der queeren Community und der Stadtgesellschaft ändern.
Wir sind dabei und unterstützen Alfonso Pantisano, Queerbeauftragter des Landes Berlin, und #Magnus2024 und feiern besonders mit jeder Vorstellung von »La Cage aux Folles« die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt!
Am 14. Mai begeht das Land Berlin erstmals den Magnus Hirschfeld Tag. Doch wer war Magnus Hirschfeld? Obwohl er international für seine großen Verdienste immer wieder gefeiert wird und er für die Regenbogenhauptstadt von großer Bedeutung ist, ist diese herausragende historische Persönlichkeit in Deutschland kaum bekannt. Mit dem landesweiten Magnus Hirschfeld Tag möchte der Berliner Senat das gemeinsam mit der queeren Community und der Stadtgesellschaft ändern.
Wir sind dabei und unterstützen Alfonso Pantisano, Queerbeauftragter des Landes Berlin, und #Magnus2024 und feiern besonders mit jeder Vorstellung von »La Cage aux Folles« die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt!
#KOBLaCage
20. März 2024
Wir sind was wir sind
Queerness im Musical – ein kurzer Überblick zu La Cage aux folles
#KOBLaCage
Einführung
30. Januar 2023
Für Kosky und den Choreografen Otto Pichler lassen sich daraus pompöse, euphorische, atemberaubende Tanzszenen entwickeln, für die Klaus Bruns hinreißende Kostüme entworfen hat. Ob steppend, schmissig oder feuchtfröhlich, immer verbreiten die tanzenden Paradiesvögel rasant, schillernd und akrobatisch hemmungslose Lebenslust und grenzüberschreitenden Hedonismus.
Mehr als »Ich bin, was ich bin«
Irene Bazinger, Berliner Zeitung
Irene Bazinger, Berliner Zeitung
#KOBLaCage
30. Januar 2023
Hier fliegen die Federn, das Lametta und die Beine! Die Komische Oper hat mit Barrie Koskys Inszenierung von »La Cage aux Folles« wieder einen Knaller im Spielplan ... Herrlich witzige Dialoge, kreischbunte Kostüme (Klaus Bruns), die Bühne (Rufus Didwiszus) reich an Penissen, ein Rausch der Sinne! Stefan Kurt spielt die Diva Zaza hinreißend beleidigt mit Säuseln, Schimpfen, Pöbeln. … Das Ensemble spielt unfassbar mitreißend, Jubel ohne Ende!
Liebesleid und Sinnesrausch im Narrenkäfig
Martina Hafner, B.Z.
Martina Hafner, B.Z.
#KOBLaCage
29. Januar 2023
With this production, Kosky has turned his former opera house into an inviting place to perch for an evening. It’s the giddiest, most thrilling, most fabulous show in town.
»La Cage Aux Folles« brightens up Berlin
AJ Goldmann, The New York Times
AJ Goldmann, The New York Times
#KOBLaCage
29. Januar 2023
Ein praller Abend für mehr Toleranz.
Paradiesvögel im Tollhaus
Peter Zander, Berliner Morgenpost
Peter Zander, Berliner Morgenpost
#KOBLaCage
28.01.2023
Heute Abend konnte [die Musik] glänzen und das Orchester hat richtig Gas gegeben.
Ein opulenter Spaß mit grandiosem Hauptdarsteller
André Mumot, Deutschlandradio Kultur, Fazit
André Mumot, Deutschlandradio Kultur, Fazit
#KOBLaCage