© Monika Rittershaus
Spiel mit Geschlechterrollen
Warum Mozarts Oper Così fan tutte zwar bei der Premiere gefeiert, aber danach oft nur überarbeitet in die Spielpläne genommen wurde, wieso der Titel eigentlich geändert werden sollte und unter welchen schwierigen Umständen diese Inszenierung ursprünglich entstand: Dies alles erfahren Sie in unserem schnellen Überblick!
Dritte und letzte 'Da-Ponte-Oper'
Così fan tutte ist die letzte der drei gemeinsamen Opern von Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo Da Ponte. Anders als bei Le nozze di Figaro und Don Giovanni hatte Da Ponte das Libretto zunächst aber nicht für Mozart, sondern für den Komponisten Antonio Salieri angefertigt.
Uraufführung in Wien
Über die Entstehungsgeschichte von Così fan tutte wissen wir weitaus weniger als bei anderen Opern Mozarts. Fest steht, dass die Uraufführung am 26. Januar 1790 im kaiserlich-königlichen National-Hoftheater, dem alten Burgtheater in Wien stattfand.
Nicht allzu bürgerlich
Nachdem das Werk zunächst positiv von der Kritik aufgenommen wurde, galt es später oft als zu frivol, was zu vielfältigen Bearbeitungen bei Wiederaufnahmen führte. Da Pontes Libretto wurde in der Rezeption als unglaubwürdig abgewertet – vor allem, weil es mit bürgerlichen Vorstellungen von Geschlechterrollen unvereinbar schien.
Spiel mit Geschlechterrollen
In Così fan tutte geht es um gesellschaftliche Erwartungen an Geschlechterrollen und Liebesbeziehungen. Aber auch – wie Da Pontes ursprünglicher Titel La scuola degli amanti (Die Schule der Liebenden) ahnen lässt – um intime Fragen von Identität und Selbstfindung unter dem Leidensdruck, der entstehen kann, wenn die eigenen Gefühle und Ideale auf die harte Wirklichkeit treffen. So thematisiert das Stück, inwieweit unsere vermeintlich intimsten Wünsche von genau den gesellschaftlichen Verhältnissen geprägt sind, die ihnen entgegenzustehen scheinen.
© Monika Rittershaus
Così fan tutti!
Così fan tutte bedeutet: So machen’s alle. Dabei ist tutte im Italienischen weiblich, sodass der Titel als frauenfeindlicher Kommentar verstanden werden könnte. Auch wenn das vielleicht die Perspektive der drei Männerfiguren illustriert, denen Mozart diesen Satz in den Mund legt, zeichnet die Oper ein anderes Bild. Die musikdramaturgische Gestaltung stellt die Gefühle der beiden jungen Frauen in den Vordergrund. So werden sie zu komplexen und tiefgründigen Figuren, deren Sensibilität und Aufrichtigkeit das makabre Experiment mit den Gefühlen anderer als das entlarvt, was es ist. Mit dieser Erkenntnis müssen alle zu leben lernen: Così fan tutti!
Regie im Hausarrest
Als Kirill Serebrennikovs Inszenierung von Così fan tutte 2018 am Opernhaus Zürich entstand, saß der Regisseur in Russland im Hausarrest. Sein Choreograph und Assistent Evgeny Kulagin leitete die Proben. Über seinen Anwalt als Mittelsmann konnte Serebrennikov Aufzeichnungen erhalten und mithilfe von Videobotschaften aus der Ferne seine Regiearbeit fortsetzen. Für die Berliner Fassung an der Komischen Oper führte Serebrennikov nun zum ersten Mal in Anwesenheit Regie bei Così fan tutte.
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Joachim Lange, NMZ
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