Geschichte
Zuallererst: Warum »komisch«? Mit dem Namen »Komische Oper« knüpft Gründervater Walter Felsenstein an die Unmittelbarkeit und Volksnähe der französischen Opéra comique, aber auch an die im Krieg zerstörte Berliner Komische Oper in der Friedrichstraße an der Weidendammer Brücke an, deren Intendant Hans Gregor 1905–1911 von ähnlichen Ideen inspiriert war und eine »Kunst ohne Konvention, Vorurteile und Künstlereitelkeiten« forderte.
Felsenstein im Programmheft der Eröffnungspremiere der Komischen Oper: »Komische Oper ist zwar die wörtliche Übersetzung von Opéra comique , verleitet aber – wörtlich genommen – zu einer Sinngebung, die dem vom französischen Namen unmissverständlich bezeichneten Genre des musikalischen Theaters nicht ganz gerecht wird. Was im Allgemeinen in Deutschland Singspiel, Buffo-Oper, Operette, Spieloper genannt wird, trifft zum Teil für die hier gemeinte Gattung zu, bleibt aber auch zum großen Teil im musikalischen wie geistigen Anspruch hinter ihr zurück. Die Komische Oper hat sich die Aufgabe gestellt, die künstlerisch erlesensten und zugleich volkstümlichsten Werke des internationalen Musiktheaters aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im wechselnden Spielplan zu pflegen. Und zwar mit durchaus gleichmäßiger Betonung beider Teile des Wortes Musik-Theater. Denn Musik, die nicht aus dem dargestellten Vorgang wächst, hat nichts mit Theater zu tun, und eine Darstellung, die sich nicht präzise und künstlerisch gültig mit der Musik identifiziert, sollte besser auf Musik verzichten.«
1764 - 1786
Singspiel und
Nathan der Weise
Im »Theater in der Behrenstraße«, einem Fachwerkbau mit 700 Plätzen, wird neben Schauspielen von Schiller, Goethe (1774 Uraufführung Götz von Berlichingen), Lessing (1783 Uraufführung Nathan der Weise) oder Shakespeare auch die neue Gattung des deutschen Singspiels, das unter dem Einfluss der französischen Opéra comique einen Gegenentwurf zur höfischen (italienischen) Oper darstellt, aufgeführt. Die Bezeichnung »comique« ist dabei allein dem Gegensatz zur tragischen Hofoper geschuldet. Eine Opéra comique ist, ebenso wie das Singspiel, nicht zwingend komisch, sondern in erster Linie volksnah.
1892 - 1898
Operetten und
Die verkaufte Braut
An der Stelle des alten, längst abgerissenen Theaters wird das von den renommierten Wiener Architekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer (die Theater u. a. in Prag, Budapest, Wien, Zürich und Hamburg entworfen haben) erbaute »Theater Unter den Linden« eröffnet, ein prunkvoller Vergnügungs-Palast im neobarocken Stil, mit Tischen in der hinteren Hälfte des Parketts, Logen in den Seiten der Ränge und einer Balkon-Terrasse in der Mitte des 1. Rangs. Gespielt werden vor allem Operetten, gelegentlich auch Opern wie Die verkaufte Braut oder Cavalleria rusticana/Der Bajazzo.
© Arwid Lagenpusch
1898 - 1918
»Neuestes – Allerneuestes«
Nach Umbauarbeiten wird das Haus unter dem Namen Metropol-Theater wiedereröffnet. Berühmt werden die aufwendigen politisch-satirischen »Jahresrevuen«, »eines von den Ereignissen, die man in Berlin mitmachen muss«, wie es in einem Bericht aus jener Zeit heißt. »Automobile, Privat-Equipagen etc. drängen sich in fast unabsehbarer Reihe vor das Tor. Heraus steigt, was Berlin an Eleganz und Schönheit besitzt.« Star dieser Revuen ist neben dem Sänger und Komiker Josef Giampietro vor allem die aus Wien stammende Fritzi Massary.
1918 - 1933
Kálmán, Lehár und Abraham
Nach dem 1. Weltkrieg wird das Metropol-Theater zu einem der wichtigsten Operettenhäuser in Deutschland. Gespielt werden Werke der führenden Operettenkomponisten dieser Jahre wie Lehárs Die lustige Witwe und Das Land des Lächelns (Uraufführung 1929), Oscar Straus' Marietta und Eine Frau, die weiß, was sie will (Uraufführung 1932), Emmerich Kálmáns Die Csárdásfürstinoder Paul Abrahams Victoria und ihr Husar und Die Blume von Hawai. Auf der Bühne stehen neben Fritzi Massary Stars wie Käthe Dorsch, Gitta Alpár, Adele Sandrock, Richard Tauber, Leo Slezak oder Max Hansen.
© Arwid Lagenpusch
1933 – 1944
»Kraft durch Freude«
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten müssen viele jüdische Künstler:innen (wie Fritzi Massary, Richard Tauber oder Gitta Alpár) Deutschland verlassen. Die meisten neueren Operetten dürfen nicht mehr aufgeführt werden, weil sie aus der Feder jüdischer Komponisten (wie Kálmán oder Abraham) stammen. Das Metropol-Theater wird dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unterstellt. 1944 werden alle Theater in Deutschland, auch das Metropol-Theater, geschlossen.
1947 – 2012
Kunst ohne Konvention, Vorurteile und Künstlereitelkeiten
Nach dem Wiederaufbau des 1945 zerstörten Theaters wird mit der Aufführung von Johann Strauss’ Die Fledermaus unter dem aus Österreich stammenden Intendanten und Chefregisseur Walter Felsenstein das Haus als Komische Oper wiedereröffnet. Sein Ansatz hat in den folgenden Jahren großen Einfluss auf die Auseinandersetzung mit dem Musiktheater und findet Nachahmer in ganz Europa. Das 1966 gegründete (bis 2004 existierende) Tanztheater hat unter seinem Chefchoreographen Tom Schilling Ausstrahlungskraft weit über Berlins Grenzen hinaus. Felsensteins Nachfolger als Intendanten der Komischen Oper – Joachim Herz, Werner Rackwitz/Harry Kupfer, Albert Kost/Harry Kupfer, Andreas Homoki – bleiben Felsensteins Idee eines zeitgemäßen, publikumsnahen Musiktheaters verbunden.
© Arwid Lagenpusch
2012 - 2022
»Sinn und Sinnlichkeit«
Barrie Kosky knüpft in seiner Intendanz an die Tradition der Vorgänger an, besinnt sich aber auch auf die Geschichte des Hauses an der Behrenstraße vor 1933. Verdrängtes und Vergessenes steht wieder auf dem Spielplan, selten oder nie Gehörtes gerade der Komponisten, die unter den Nationalsozialisten von der Bildfläche verschwanden und häufig bis heute zu Unrecht verkannt sind. Die Berliner Jazz-Operette beweist unter Kosky ihren geistreichen Witz, vom 50er-Jahre-Kitsch befreit zeigt sich manches Stück in ganz neuem Licht. Die Komische Oper Berlin ist legitime Erbin des Metropol-Theaters.
2013 wird das Haus (zum zweiten Mal nach 2007) von der Fachzeitschrift »Opernwelt« zum Opernhaus des Jahres gewählt. 2015 werden die Chorsolisten »Opernchor des Jahres«, 2016 wird Barrie Kosky »Regisseur des Jahres«. Das Ensemble der Komischen Oper Berlin gewinnt 2015 den International Opera Award.
2013 wird das Haus (zum zweiten Mal nach 2007) von der Fachzeitschrift »Opernwelt« zum Opernhaus des Jahres gewählt. 2015 werden die Chorsolisten »Opernchor des Jahres«, 2016 wird Barrie Kosky »Regisseur des Jahres«. Das Ensemble der Komischen Oper Berlin gewinnt 2015 den International Opera Award.
© Jan Windszus Photography
Seit 2022
»Raus in die Stadt«
Die Komische Oper Berlin wird fit gemacht für das Musiktheater des neue Jahrtausends. Die kommenden Jahre stehen ganz im Zeichen umfassender (und notwendiger) Sanierungsarbeiten des Stammhauses an der Behrenstraße. On der Zeit des Umbaus wird nicht nur in der Interimsspielstätte Schillertheater, sondern auch an diversen temporären Orten der Stadt Oper gespielt - und das schon ab 2022. Den Anfang macht das neu gegründete Festival für brandneues Musiktheater Schall&Rausch, das in der Kindl-Brauerei und dem SchwuZ in Neukölln alljährlich seine Zelte aufschlägt. Mit Susanne Moser und Philip Bröking stehen erstmals zwei Intendat:innen an der Spitze des Komischen Oper Berlin. Die Komische Oper Berlin steht unter ihrer Intendanz für vielfältiges, mutiges und lebendiges Musiktheater mit Ernst und Leichtigkeit.
© kadawittfeldarchitektur
Stolpersteine
Auf Initiative des Intendanten und Chefregisseurs der Komischen Oper Berlin, Barrie Kosky, und des Förderkreises der Komischen Oper Berlin e. V. wurden am 30. Januar 2015 im Vorfeld der Premiere von Eine Frau, die weiß, was sie will! von Oscar Straus durch den Künstler Gunter Demnig drei Stolpersteine vor dem Haupteingang des Opernhauses verlegt.
Mit diesen drei Stolpersteinen möchte die Komische Oper Berlin – stellvertretend für so viele andere vertriebene und ermorderte Mitarbeiter des damaligen Metropol-Theaters – an drei Menschen erinnern, die in ganz unterschiedlichen Bereichen im Haus an der Behrenstraße gewirkt haben.
Mit diesen drei Stolpersteinen möchte die Komische Oper Berlin – stellvertretend für so viele andere vertriebene und ermorderte Mitarbeiter des damaligen Metropol-Theaters – an drei Menschen erinnern, die in ganz unterschiedlichen Bereichen im Haus an der Behrenstraße gewirkt haben.
Über das Leben von Kuba Reichmann ist leider nicht allzu viel bekannt. Er wurde 1903 in Deutschland geboren. Von 1931 bis 1933 arbeitete er als Konzertmeister am Metropol-Theater in Berlin und gehörte dort dem Musikvorstand an.
Eine Spur seines Lebens findet sich auf der »Liste der ausländischen Passagiere« des Passagierdampfers »MS Batory« als Crew-Mitglied. Er war einer von insgesamt drei Musikern an Bord des Schiffes – für eine Kurz-Kreuzfahrt, die am 4. September 1936 in New York startete und über Bermuda wieder zurück zum Ausgangspunkt New York führte. Der Eintrag auf dieser Passagierliste lautet: »Reichmann, Kuba, musician, 33, male, single, able to read and to speak English, Nationality: stateless, Place of birth: Germany, Last permanent residence: USA, N. Y.« Das heißt, Kuba Reichmann ist bereits vor dem 4. September 1936 in die USA geflüchtet und hatte einen Wohnsitz in New York. Der Eintrag »staatenlos« bedeutet, dass Kuba Reichmann einer von rund 40.000 Menschen war, die ihre politischen Rechte, ihren diplomatischen Schutz verloren und deren Vermögenswerte beschlagnahmt wurden. Die Ausbürgerung erfolgte nach dem Ausbürgerungsgesetz vom 14. Juli 1933.
Ab 1936 begann der NS-Staat eine Politik der Massenausbürgerung. Betroffen waren nunmehr hauptsächlich die ins Ausland geflüchteten jüdischen Verfolgten des Regimes. Mit dem Entzug der Staatsangehörigkeit schaltete das NS-Regime Juden und Oppositionelle »legal« aus.
Definitiv war Kuba Reichmann Musiker auf dieser Kreuzfahrt der »Batory«. Ob er es auch davor (möglicherweise auf der Jungfernfahrt des Schiffes, die am 17. Mai 1936 nach New York startete) und später war, bleibt ebenso wie sein Lebensweg im Ungewissen.
Hans Walter Schapira wurde am 17. Mai 1907 in Berlin-Tiergarten geboren. Nach einer kaufmännischen Lehre begann der junge Mann am wiedereröffneten Metropol-Theater als Sekretär und Bibliothekar. Fünf Spielzeiten – von 1929 bis 1933, so belegt es das Deutsche Bühnenjahrbuch – gehörte er zum namentlich aufgeführten Ensemble. Hans Walter Schapira war auch Kassierer und Theaterdiener; 1932 und 1933 war er als Inspektor tätig. All dies lässt auf eine große Affinität zu diesem Musentempel schließen.
Der junge Mann Hans Walter Schapira brauchte und liebte die Theaterluft, doch sein Name ist in keinem der Bühnenjahrbücher nach 1934 an einem Theater im Deutschen Reich mehr vermerkt. Er war Jude und verlor seine Arbeit. Die Recherchen ergaben, dass Hans Walter Schapira seit 10. August 1939 jüdischer Patient in den Heilstätten Berlin-Wittenau war. Die Beurkundung seines Sterbedatums- und Sterbeortes, zu finden in der historischen Einwohner-Meldekartei Berlin, lautet: »Sterbedatum u. -ort: 27. Dezember 1940 in Chelm«.
Chelm bei Lublin ist eine NS-Tarn-Adresse im Rahmen der T4-»Euthanasie«-Mordaktionen gegen »unwertes Leben« und jüdische Patienten in Heilanstalten. Es gibt auch im Fall Hans Walter Schapira eine Differenz zwischen den offiziell beurkundeten und den realen Todesdaten. Die absichtliche Falschbeurkundung von Sterbeort und Sterbedatum war systematischer Teil der perfiden NS-Praxis: zum einen, um die Angehörigen über das Ausmaß des Mordens im Unklaren zu lassen, zum anderen, um die jüdische Wohlfahrt mit jedem weiteren Monat angeblicher Pflege eines Juden in einer psychiatrischen Einrichtung finanziell zu »schröpfen« (im Falle von Hans Walter Schapira um sechs Monate).
Das Alte Zuchthaus Brandenburg wurde als 2. NS-»Euthanasie «-Anstalt der Aktion T4 zur Tötungsanstalt und verschleiernd als »Landes-Pflegeanstalt Brandenburg a. H.« bezeichnet. Im Februar 1940 begannen die Nazis hier mit der planmäßigen Tötung von Menschen durch Kohlenmonoxid.
Im Jahr 1940 wurden 9.772 Menschen erstickt. Hans Walter Schapira war einer von ihnen. Er wurde am 9. Juli 1940 nach Brandenburg »verlegt« und dort noch am gleichen Tag ermordet.
Jacob Fritz Spira wurde am 1. August 1877 in Wien als Sohn eines Antiquitätenhändlers geboren. Auch Fritz sollte Kaufmann werden, doch gegen den Willen der Eltern besuchte er 1894-1896 die Schauspielschule in Wien und trat 1897 am Stadttheater Olmütz (Olomouc) als jugendlicher Liebhaber sein erstes Engagement an. Ab 1901 war Fritz Spira auch in Berlin als Bühnendarsteller und als Film-Schauspieler gefragt.
Er spielte 1901 an Max Reinhardts Berliner Kleinkunstbühne »Schall und Rauch«, verkörperte 1903 – nach einem Engagement am Berliner Residenz-Theater 1902/03 – den Aljoscha in der deutschen Erstaufführung von Maxim Gorkis Nachtasyl an Reinhardts Kleinem Theater in Berlin und trat 1904 auch an dessen Neuem Theater auf.
1905 kam Fritz Spira ans Berliner Lustspielhaus, 1906 ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, 1908 ans Residenztheater in Frankfurt am Main, an dem er u. a. Moritz in Frank Wedekinds Frühlings Erwachen und Oswald in Henrik Ibsens Gespenster spielte. Nach weiteren Engagements in Berlin und der Teilnahme am 1. Weltkrieg spielte er 1919 am Theater in Berndorf/Niederösterreich.
Bald sang und spielte er wieder in Berlin – so 1923 an der Komischen Oper (Friedrichstraße 104), 1928 am Theater im Admiralspalast (Friedrichstraße 100), als freier Schauspieler an den »Rotterbühnen« und beim Film.
Fritz Spira lebte viele Jahre im Berliner Stadtteil Wilmersdorf, Koblenzer Straße 2 (1933-35 ist er unter der Adresse Offenbacher Straße 7 im Berliner Adressbuch aufgeführt, danach gibt es keine Einträge mehr). Er betätigte sich auch als freier Theater-Unternehmer und erhielt u. a. vom Berliner Polizeipräsidenten auf seine Anfrage (vom 21. Februar 1921) sofort eine Theater-Spielerlaubnis (mit dem Vermerk: »sofort am 25.2.21 vom Polizeipräss. Berlin Abt. III bewilligt«) für eine dreimonatige Tournee eines musikalischen Schwanks durch Preußen.
1930 wird er festes Ensemble-Mitglied des Metropol-Theaters Berlin. Im Deutschen Bühnenjahrbuch von 1930 bis 1933 ist Fritz Spira als darstellendes Mitglied des Metropol-Theaters Berlin aufgeführt. Längst hatte er das Fach gewechselt und trat hier als Charakterdarsteller und Père noble auf. »Fritz Spira«, so vermerkt es der Eintrag im Österreichischen Biographischen Lexikon der Akademie der Wissenschaften, ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007, S. 31), »erzielte durch seinen österreichischen Sprachton, sein elegantes Auftreten und sein charmantes Wiener Wesen auf der Bühne große Wirkung und war auch als Operettensänger erfolgreich.«
Seit 1905 waren Fritz Spira und die Berliner Schauspielerin Charlotte Andresen glücklich verheiratet, 1906 wurde in Hamburg die Tochter Camilla und 1908 in Wien die Tochter Steffie geboren, die später selbst bekannte Schauspielerinnen wurden. Auf Druck der Nazis und zum Schutz der Familie ließ sich der jüdische Schauspieler von seiner nicht-jüdischen Frau scheiden und flüchtete 1934 vor dem Naziregime nach Polen. Fritz Spira spielte am deutschsprachigen Stadttheater Bielitz (Bielsko-Biała), war hier auch Oberspielleiter. Ab Mitte 1935 lebte er wieder in Wien, wo er als Jude kaum noch Arbeitsmöglichkeiten fand. Nach dem Anschluss Österreichs (13. März 1938) bemühte er sich vergeblich, ins Ausland zu entkommen.
Fritz Spira wurde am 3. März 1941 im Rahmen der sogenannten »Polen-Aktion« (der Enteignung und Vertreibung von 10.000 Wiener Juden vom 15. Februar bis Mai 1941) deportiert. Er wurde vermutlich im Jahr 1943 im KZ Ruma in Serbien ermordet.
Selbstverständnis
Seit ihrer Gründung steht die Komische Oper Berlin für zeitgemäßes, lebendiges Musiktheater und hat sich zu einem der profiliertesten Opernhäuser im deutschsprachigen Raum entwickelt. »Profiliert« aber nicht im Sinne von repräsentativer Routine, sondern als markante, scharf umrissene Ausrichtung. Wir sind der Ansicht: Im Musiktheater geht es vor allem um eines - Menschen zu bewegen. Wir präsentieren neue Sichtweisen, nicht nur auf die Stücke, sondern auch auf die Form selbst.
Programmatik
Die Tradition des »realistischen Musiktheaters«, mit dem Walter Felsenstein an der Behrenstraße eine der wohl folgenreichsten Entwicklungen der Operngeschichte des 20. Jahrhunderts geprägt hat, bedeutet für uns keine Reduzierung auf einen Einheitsstil. Im Gegenteil äußert sie sich in der großen Vielfalt und Spannbreite der bei uns arbeitenden Regisseure.
Im Gegensatz zu vielen anderen großen Opernhäusern haben wir die Möglichkeit, intime Momente zu schaffen, die eher den genauen Studien des Kammerspiels verwandt sind als den statischen Tableaux der Grand Opéra. Für uns steht das unmittelbare Erfahren der theatralischen Situation im Mittelpunkt der Arbeit. An diesem Haus, das die Geburtsstätte des modernen Musiktheaters ist, bedeutet Tradition schon immer Erneuerung.
Stiftung Oper in Berlin
Am 1. Januar 2004 wurde die Stiftung Oper in Berlin mit den fünf eigenständigen Betrieben Deutsche Oper Berlin, Komische Oper Berlin, Staatsoper Unter den Linden, Staatsballett Berlin und dem Bühnenservice gegründet. Für die fünf Betriebe bedeutet die Gründung der Stiftung Sicherheit über Jahre hinaus. Sie eröffnet die Chance, sich nach Jahren manchmal lähmender Diskussionen auf der Grundlage klarer finanzieller Absprachen wieder vollständig auf die künstlerische Arbeit zu konzentrieren. Den einzelnen Unternehmen gibt die Stiftung mehr Eigenständigkeit. Die drei Opern bleiben autonome Häuser mit eigenständigen künstlerischen Leitern und eigenen Etats. Dasselbe gilt für das Staatsballett. Und auch der Bühnenservice, in dem die Dekorationswerkstätten und die Kostümwerkstätten zusammengelegt sind, arbeitet auf eigene Rechnung. Im Stiftungsdach sind eine zentrale Finanzbuchhaltung und ein bühnenübergreifender Personalservice angesiedelt.
In der Stiftung als juristische Person des öffentlichen Rechts sind die drei Opernhäuser, das Staatsballett Berlin und der Bühnenservice als eigenständige Betriebe zusammengeschlossen. Die Stiftung ist Arbeitgeber aller Mitarbeiter und Eigentümer der Gebäude: der Spielstätten, Magazine, Verwaltungen, Werkstätten. Die Stiftung wird zur Erfüllung ihrer Aufgaben vom Land und vom Bund bezuschusst, das Land Berlin trägt die Kosten der Gebäudeunterhaltung und eventueller Bauinvestitionen. Diese neun Repräsentanten – vier Intendanten mit künstlerischer und vier geschäftsführende Direktoren mit ökonomischer Verantwortung sowie der Geschäftsführer des Service-Betriebes – bilden gemeinsam mit dem Generaldirektor den Stiftungsvorstand. Dieser Vorstand überwacht die Wirtschafts- und Spielpläne der drei Opern und des Staatsballetts, kontrolliert die Wirtschaftsführung der Betriebe, bereitet Tarifverträge und Dienstvereinbarungen vor, fördert ein gemeinsames Marketing und erlässt allgemeine Richtlinien über die Arbeit der Betriebe.