© Jan Windszus Photography
Neuer Blick auf die Wirtschaftswunderjahre
Der Operndolmuş – abgeleitet vom türkischen Begriff für Sammeltaxis – bringt die Komische Oper Berlin in die Kieze. Vollgepackt mit Musiker:innen und Sänger:innen des Hauses zeigt er kostenfrei und direkt um die Ecke eigens entwickelte Opernprogramme. Auf die große Bühne wird bewusst verzichtet, denn bei den Auftritten des kleinen, mobilen Ensembles geht es um persönliche Nähe. Die Idee ist, Menschen dort für Musiktheater zu begeistern, wo sie stehen und leben. Am 16. April feiert das neue Programm des Operndolmuş »Fatma & Fatoş« Premiere. Im Gespräch geben die Regisseurin Katharina Fritsch und die musikalische Leiterin Eva Pons Einblick in die Hintergründe der Produktion.
Fatma und Fatoş heißt Ihre Produktion über das Leben türkischer Arbeitsmigrantinnen der Neunzehnhundertsechziger und -siebziger Jahre. Warum trägt das Stück diese zwei Frauennamen im Titel?
Katharina Fritsch: Fatma und Fatoş sind die beiden Hauptfiguren, zwei Frauen, in unserem neuen Stück für den Operndolmuş. Sie verkörpern ganz bewusst eine weibliche Perspektive auf die Geschichte der türkischen Gastarbeiter:innen, die damals nach Deutschland gekommen sind. Fatma und Fatoş sind sehr gut befreundet, sie ergänzen sich gegenseitig – und darauf deuten diese beiden Namen hin. Fatoş ist die Koseform von Fatma.
Katharina Fritsch: Fatma und Fatoş sind die beiden Hauptfiguren, zwei Frauen, in unserem neuen Stück für den Operndolmuş. Sie verkörpern ganz bewusst eine weibliche Perspektive auf die Geschichte der türkischen Gastarbeiter:innen, die damals nach Deutschland gekommen sind. Fatma und Fatoş sind sehr gut befreundet, sie ergänzen sich gegenseitig – und darauf deuten diese beiden Namen hin. Fatoş ist die Koseform von Fatma.
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Zwei Frauen, die den gleichen Alltag als Gastarbeiterinnen teilen?
Katharina Fritsch: Ja, sie teilen die gleichen Erlebnisse und sind doch unterschiedlich. Fatoş ist vielleicht mutiger in Situationen, in denen Fatma vorsichtiger ist. Wenn Fatma eher ein bisschen pflichtbewusster ist und vernünftig sein möchte, möchte Fatoş vielleicht was ganz anderes machen. Aber beide Figuren könnten auch eine Person sein, deren unterschiedliche Facetten und Gedanken Fatma und Fatoş zeigen.
Mit den Figuren Fatma und Fatoş taucht ihr ein in das Leben, die Erinnerungen und Erlebnisse der Arbeitsmigrantinnen. Wie habt ihr die Geschichten ausgegraben?
Katharina Fritsch: Dafür haben Material von UĞRAK, dem Beratungszentrum für Migrant:innen, und dem Biografie-Projekt Allein in einem fremden Land – Gastarbeiterinnen aus der Türkei 1962–1973 verwendet. Aber wir haben uns auch mit Hilfe des Vereins Stadtteilzentrum Familiengarten und über die Neuköllner Stadtteilmütter mit Frauen dieser Generation getroffen und bei Auftritten des Operndolmuş unser Publikum dazu eingeladen, mit uns ins Gespräch zu kommen. Mit ungefähr 25 Frauen haben wir direkt gesprochen, ihren Geschichten zugehört und sie in den Stücktext einfließen lassen. Und weil es beim Operndolmuş immer auch um Musiktheater geht, haben uns einige von ihnen die Lieder vorgesungen, die sie in dieser Zeit geprägt haben. Das hat die Musikauswahl für Fatma und Fatoş beeinflusst.
Katharina Fritsch: Ja, sie teilen die gleichen Erlebnisse und sind doch unterschiedlich. Fatoş ist vielleicht mutiger in Situationen, in denen Fatma vorsichtiger ist. Wenn Fatma eher ein bisschen pflichtbewusster ist und vernünftig sein möchte, möchte Fatoş vielleicht was ganz anderes machen. Aber beide Figuren könnten auch eine Person sein, deren unterschiedliche Facetten und Gedanken Fatma und Fatoş zeigen.
Mit den Figuren Fatma und Fatoş taucht ihr ein in das Leben, die Erinnerungen und Erlebnisse der Arbeitsmigrantinnen. Wie habt ihr die Geschichten ausgegraben?
Katharina Fritsch: Dafür haben Material von UĞRAK, dem Beratungszentrum für Migrant:innen, und dem Biografie-Projekt Allein in einem fremden Land – Gastarbeiterinnen aus der Türkei 1962–1973 verwendet. Aber wir haben uns auch mit Hilfe des Vereins Stadtteilzentrum Familiengarten und über die Neuköllner Stadtteilmütter mit Frauen dieser Generation getroffen und bei Auftritten des Operndolmuş unser Publikum dazu eingeladen, mit uns ins Gespräch zu kommen. Mit ungefähr 25 Frauen haben wir direkt gesprochen, ihren Geschichten zugehört und sie in den Stücktext einfließen lassen. Und weil es beim Operndolmuş immer auch um Musiktheater geht, haben uns einige von ihnen die Lieder vorgesungen, die sie in dieser Zeit geprägt haben. Das hat die Musikauswahl für Fatma und Fatoş beeinflusst.
Welche Geschichten wurden dabei erzählt? Wie war die Atmosphäre Deutschlands zu dieser Zeit?
Eva Pons: Die Frauen kamen in ein Deutschland, in dem hauptsächlich die Männer arbeiten gingen und die Frauen zu Hause blieben, um die eigenen Kinder zu betreuen. Ganztagsbetreuung wie heute gab es damals in Westdeutschland nicht. Das brachte besonders den Frauen innere Konflikte, die auch als Mütter nach Deutschland kamen, während ihre Familie in der Türkei blieb. Sie fragten sich, wie sie in dieser Situation als Frau und Mutter wahrgenommen wurden und wie sie dieser Rolle gerecht werden konnten. Und sie kamen ohne Sprachkenntnisse hierher. Einige der Frauen, mit denen wir gesprochen haben, sind aus kleinen türkischen Dörfern zu uns gekommen und standen plötzlich mitten auf dem Hermannplatz in Berlin Neukölln und mussten sich zurechtfinden, wie sie vielleicht mit Bus oder U-Bahn nach Hause kommen, ohne jemanden direkt fragen zu können. Auch einen Sprachkurs zu besuchen war nicht ohne Hürden, da die Frauen nur am Abend nach der Arbeit dafür richtig Zeit hatten und sie dafür keine Unterstützung bekamen, weil davon ausgegangen wurde, dass sie nicht lange bleiben.
Katharina Fritsch: Wichtig für ihren Alltag ist aber auch zu sehen, dass sie vieles aus ihrem gewohnten Alltag in der Türkei zurücklassen mussten – etwa alles, was die Mittelmeerküche ausmacht. Oliven, Couscous oder Auberginen konnte man damals nicht einfach in jedem Supermarkt kaufen. All das gab es nur in der Delikatessenabteilung des KaDeWe als Luxuswaren, für die der Lohn nicht ausreichte. Dazu kam noch, dass es nicht so einfach war, mit der eigenen Familie in Kontakt zu bleiben. Smartphones gab es damals nicht, sondern nur öffentliche Telefone. Gespräche klappten dann nur, wenn man sich dazu verabredet hatte. Briefe zu schreiben hatte damals noch eine viel größere Bedeutung, aber die waren damals sehr lange unterwegs und das dehnte den Zeitraum für den Austausch. Einen Brief zu schreiben, den die Figur Fatma formuliert, ist deshalb auch der Erzählfaden des Stücks.
Eva Pons: Die Frauen kamen in ein Deutschland, in dem hauptsächlich die Männer arbeiten gingen und die Frauen zu Hause blieben, um die eigenen Kinder zu betreuen. Ganztagsbetreuung wie heute gab es damals in Westdeutschland nicht. Das brachte besonders den Frauen innere Konflikte, die auch als Mütter nach Deutschland kamen, während ihre Familie in der Türkei blieb. Sie fragten sich, wie sie in dieser Situation als Frau und Mutter wahrgenommen wurden und wie sie dieser Rolle gerecht werden konnten. Und sie kamen ohne Sprachkenntnisse hierher. Einige der Frauen, mit denen wir gesprochen haben, sind aus kleinen türkischen Dörfern zu uns gekommen und standen plötzlich mitten auf dem Hermannplatz in Berlin Neukölln und mussten sich zurechtfinden, wie sie vielleicht mit Bus oder U-Bahn nach Hause kommen, ohne jemanden direkt fragen zu können. Auch einen Sprachkurs zu besuchen war nicht ohne Hürden, da die Frauen nur am Abend nach der Arbeit dafür richtig Zeit hatten und sie dafür keine Unterstützung bekamen, weil davon ausgegangen wurde, dass sie nicht lange bleiben.
Katharina Fritsch: Wichtig für ihren Alltag ist aber auch zu sehen, dass sie vieles aus ihrem gewohnten Alltag in der Türkei zurücklassen mussten – etwa alles, was die Mittelmeerküche ausmacht. Oliven, Couscous oder Auberginen konnte man damals nicht einfach in jedem Supermarkt kaufen. All das gab es nur in der Delikatessenabteilung des KaDeWe als Luxuswaren, für die der Lohn nicht ausreichte. Dazu kam noch, dass es nicht so einfach war, mit der eigenen Familie in Kontakt zu bleiben. Smartphones gab es damals nicht, sondern nur öffentliche Telefone. Gespräche klappten dann nur, wenn man sich dazu verabredet hatte. Briefe zu schreiben hatte damals noch eine viel größere Bedeutung, aber die waren damals sehr lange unterwegs und das dehnte den Zeitraum für den Austausch. Einen Brief zu schreiben, den die Figur Fatma formuliert, ist deshalb auch der Erzählfaden des Stücks.
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Kontaktaufnahme ist also eines der Hauptthemen von Fatma und Fatoş?
Katharina Fritsch: Ja, weil vor allem Kontakt halten das große Thema war, von dem uns die Frauen in den Interviews im Rückblick auf die Zeit immer wieder erzählt haben. In einer Passage des Stücks spricht Fatma das an, wie groß ihr Wunsch ist, mit ihrem Partner zu sprechen und das scheitert, weil sie sich am Telefon verpassen. Sie will sich einfach austauschen, um verstanden zu werden und bleibt mit ihrem Wunsch allein auf sich zurückgeworfen.
Die Produktion Fatma und Fatoş ist eine Art dokumentarisches Musiktheater. Die Erzählpassagen und Dialoge, die Einblicke das Leben der Arbeitsmigrantinnen in den 60er und 70er Jahren geben, sind verbunden mit Musikstücken aus dem Repertoire der Produktionen auf der großen Bühne der Komischen Oper Berlin. Welche Musik verleiht der Sehnsucht Fatmas nach ihrem Partner Ausdruck?
Eva Pons: Dafür haben wir erstmals eine sehr neue Komposition einer türkischen Komponistin gefunden, die uns das Stück für Fatma und Fatoş geschenkt hat. »Gözlerinde« von Nihan Devecioğlu handelt von der großen Sehnsucht nach einem Menschen, dem gerade nicht begegnen kann. Es ist ein türkisches Lied mit einem sehr romantischen, herzzerreißenden bildreichen Text. Neben anderen türkischsprachigen Musikstücken sind auch Kompositionen aus unserem Repertoire dabei, etwa aus der Operette Messeschlager Gisela, in der es um Modeproduktion in der DDR geht. Das passt thematisch, weil viele Arbeitsmigrantinnen als Näherinnen nach Deutschland kamen. Wir versuchen bei den Auftritten des Operndolmuş einen Querschnitt durch die Musikgeschichte zu zeigen und viele Musikstile erleben zu lassen. Die Auswahl muss sich aber immer auch mit dem Thema, wie hier der Geschichte, der Migrantinnen fügen und basiert auf dem Austausch mit den Musiker:innen und Darsteller:innen des Operndolmuş. Deshalb spielt neben Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart oder Georg Friedrich Händel »Ich bin eine Frau, die weiß, was sie will« aus der Musikalischen Komödie Eine Frau, die weiß, was sie will! von Oscar Straus eine Rolle...
Katharina Fritsch: ... weil sich damit das Thema Freiheit widerspiegelt, so wie sie die Arbeitsmigrantinnen damals trotz der vielleicht belastenden Situation der eigenen Heimat so fern zu sein, erlebt hatten. Der Arbeitslohn war für die Frauen wesentlich mehr Geld, als sie damals in der Türkei verdienten, so dass sie sich so auch ein Leben mit Freizeit zum Feiern, wie es das Plakatmotiv zu Fatma und Fatoş zeigt, leisten konnten. Gleichzeitig die Aufbruchssituation einer Nachkriegsgesellschaft eingefangen. Aus den Radios schallte Rock'n'Roll in den Bars, die Kriegstraumata wurden sozusagen auf den Tanzflächen ausgeblendet. Und mittendrin haben diese Frauen, von denen Fatma und Fatoş handelt, ihre eigene, neu gewonnene Freiheit er- und ausgelebt.
Wie sehr hat die Produktion von Fatma und Fatoş Eure Perspektive auf diese beiden Jahrzehnte durch den Blick der Arbeitsmigrantinnen verändert?
Katharina Fritsch: Mir war bisher auch nicht klar, wie stark diese Frauen waren, sich hier gegen die Hürden deutschen Alltags zu stemmen und sich zu entscheiden, aus der Ferne ihre Familie zu unterstützen. Und ich finde es schade, dass sie bisher nicht als diese starken Frauen wahrgenommen werden. Viele von ihnen kommen jetzt ins Rentenalter. Und weil sie damals für deutsche Verhältnisse nicht übermäßig viel verdient haben, sind sie von Altersarmut bedroht. Wenn ich jetzt sehe, mit welcher Rente sich Deutschland bei ihnen dafür 'bedankt', dass sie das Wirtschaftswachstum damals entschieden mitgeprägt haben, als sie als Arbeiterinnern so sehr gebraucht wurden – vor diesem Hintergrund finde ich das ein wenig bitter.
Eva Pons: Ich hatte bisher nur wenig Einblick in diese Generation der Arbeitsmigrantinnen. Mir war nicht bewusst, dass es vor allem auch junge Türkinnen waren, die diese Zeit so entscheidend mitgeprägt haben und wie vielfältig dadurch die Gesellschaft dieser Zeit war. Ich blicke dadurch noch einmal anders auf das Leben meiner Großeltern, mit denen ich mich leider nicht mehr austauschen kann. Deshalb finde ich es um so wichtiger, dass man den Generationen dieser Zeit heute versucht, zuzuhören – wie wir es mit Fatma und Fatoş tun.
Katharina Fritsch: Ja, weil vor allem Kontakt halten das große Thema war, von dem uns die Frauen in den Interviews im Rückblick auf die Zeit immer wieder erzählt haben. In einer Passage des Stücks spricht Fatma das an, wie groß ihr Wunsch ist, mit ihrem Partner zu sprechen und das scheitert, weil sie sich am Telefon verpassen. Sie will sich einfach austauschen, um verstanden zu werden und bleibt mit ihrem Wunsch allein auf sich zurückgeworfen.
Die Produktion Fatma und Fatoş ist eine Art dokumentarisches Musiktheater. Die Erzählpassagen und Dialoge, die Einblicke das Leben der Arbeitsmigrantinnen in den 60er und 70er Jahren geben, sind verbunden mit Musikstücken aus dem Repertoire der Produktionen auf der großen Bühne der Komischen Oper Berlin. Welche Musik verleiht der Sehnsucht Fatmas nach ihrem Partner Ausdruck?
Eva Pons: Dafür haben wir erstmals eine sehr neue Komposition einer türkischen Komponistin gefunden, die uns das Stück für Fatma und Fatoş geschenkt hat. »Gözlerinde« von Nihan Devecioğlu handelt von der großen Sehnsucht nach einem Menschen, dem gerade nicht begegnen kann. Es ist ein türkisches Lied mit einem sehr romantischen, herzzerreißenden bildreichen Text. Neben anderen türkischsprachigen Musikstücken sind auch Kompositionen aus unserem Repertoire dabei, etwa aus der Operette Messeschlager Gisela, in der es um Modeproduktion in der DDR geht. Das passt thematisch, weil viele Arbeitsmigrantinnen als Näherinnen nach Deutschland kamen. Wir versuchen bei den Auftritten des Operndolmuş einen Querschnitt durch die Musikgeschichte zu zeigen und viele Musikstile erleben zu lassen. Die Auswahl muss sich aber immer auch mit dem Thema, wie hier der Geschichte, der Migrantinnen fügen und basiert auf dem Austausch mit den Musiker:innen und Darsteller:innen des Operndolmuş. Deshalb spielt neben Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart oder Georg Friedrich Händel »Ich bin eine Frau, die weiß, was sie will« aus der Musikalischen Komödie Eine Frau, die weiß, was sie will! von Oscar Straus eine Rolle...
Katharina Fritsch: ... weil sich damit das Thema Freiheit widerspiegelt, so wie sie die Arbeitsmigrantinnen damals trotz der vielleicht belastenden Situation der eigenen Heimat so fern zu sein, erlebt hatten. Der Arbeitslohn war für die Frauen wesentlich mehr Geld, als sie damals in der Türkei verdienten, so dass sie sich so auch ein Leben mit Freizeit zum Feiern, wie es das Plakatmotiv zu Fatma und Fatoş zeigt, leisten konnten. Gleichzeitig die Aufbruchssituation einer Nachkriegsgesellschaft eingefangen. Aus den Radios schallte Rock'n'Roll in den Bars, die Kriegstraumata wurden sozusagen auf den Tanzflächen ausgeblendet. Und mittendrin haben diese Frauen, von denen Fatma und Fatoş handelt, ihre eigene, neu gewonnene Freiheit er- und ausgelebt.
Wie sehr hat die Produktion von Fatma und Fatoş Eure Perspektive auf diese beiden Jahrzehnte durch den Blick der Arbeitsmigrantinnen verändert?
Katharina Fritsch: Mir war bisher auch nicht klar, wie stark diese Frauen waren, sich hier gegen die Hürden deutschen Alltags zu stemmen und sich zu entscheiden, aus der Ferne ihre Familie zu unterstützen. Und ich finde es schade, dass sie bisher nicht als diese starken Frauen wahrgenommen werden. Viele von ihnen kommen jetzt ins Rentenalter. Und weil sie damals für deutsche Verhältnisse nicht übermäßig viel verdient haben, sind sie von Altersarmut bedroht. Wenn ich jetzt sehe, mit welcher Rente sich Deutschland bei ihnen dafür 'bedankt', dass sie das Wirtschaftswachstum damals entschieden mitgeprägt haben, als sie als Arbeiterinnern so sehr gebraucht wurden – vor diesem Hintergrund finde ich das ein wenig bitter.
Eva Pons: Ich hatte bisher nur wenig Einblick in diese Generation der Arbeitsmigrantinnen. Mir war nicht bewusst, dass es vor allem auch junge Türkinnen waren, die diese Zeit so entscheidend mitgeprägt haben und wie vielfältig dadurch die Gesellschaft dieser Zeit war. Ich blicke dadurch noch einmal anders auf das Leben meiner Großeltern, mit denen ich mich leider nicht mehr austauschen kann. Deshalb finde ich es um so wichtiger, dass man den Generationen dieser Zeit heute versucht, zuzuhören – wie wir es mit Fatma und Fatoş tun.
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9. April 2024
Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für Mustafa Akça
Am Dienstag, 9. April 2024 ist der Leiter des interkulturellen Projekts »Selam Opera!« mit dem »Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland« ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung wurde ihm von Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur, überreicht.
»Mustafa Akça erhält die Auszeichnung für sein vielfältiges, Jahrzehnte währendes Engagement als Brückenbauer in einer kulturell sehr diversen Stadtgesellschaft, der Chancen eröffnet und Neues entwickelt, wie zum Beispiel unsere Programmschiene ‚Selam Opera!‘«, so Susanne Moser und Philip Bröking, die Ko-Intendant:innen der Komischen Oper Berlin.
Mustafa Akça: »Es ist mir eine Herzensangelegenheit, die Teilhabe aller, egal welcher Herkunft, Kultur oder Religion, möglich zu machen und zu fördern. Wirklich alle sollen eingeladen sein.«
»Mustafa Akça erhält die Auszeichnung für sein vielfältiges, Jahrzehnte währendes Engagement als Brückenbauer in einer kulturell sehr diversen Stadtgesellschaft, der Chancen eröffnet und Neues entwickelt, wie zum Beispiel unsere Programmschiene ‚Selam Opera!‘«, so Susanne Moser und Philip Bröking, die Ko-Intendant:innen der Komischen Oper Berlin.
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#KOBSelamOpera
9. April 2024
Mit Oper unterwegs im Sammeltaxi
Egal ob Hinterhöfe, Waschsalons oder ein Boxclub: überall, wo ein kleines Ensemble aus Musiker:innen und Darsteller:innen Platz findet, kann auch Oper gespielt werden. Mit dem Programm »Selam Opera!« bringt die Komische Oper Berlin seit 2011 Opernatmosphäre in die Kieze der Hauptstadt und macht Musiktheater unglaublich nahbar. Nun wurde der Ideengeber und Leiter des Programms Mustafa Akça mit dem Bundesverdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Im Gespräch erklärt er, was Oper mit Sammeltaxis gemein hat, wie Musiktheater im Austausch mit dem Publikum zu einem intimen und emotionalen Erlebnis werden kann – und wie das interkulturelle Programm »Selam Opera!« die Komische Oper Berlin verändert hat.
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