Wie erinnern?

In der Uraufführung der Oper over and over vorbei nicht vorbei von Ted Hearne nutzt der Komponist Fragmente historischer Songs. Wie er sich diesem Material genähert hat und warum er es so wichtig findet, dass ein Jugendchor an der Inszenierung beteiligt ist, erzählt er in diesem Interview.
Welcher Klang erwartet uns bei over and over vorbei nicht vorbei?

Ted Hearne: Ich interessiere mich dafür, wie kulturelle und/oder ideologische Information durch Musik vermittelt wird und wie sich dies im Laufe der Zeit verändern kann. Verschiedene Sprachen werden in diesem Stück in einen Dialog gebracht: Deutsch und Englisch, Vergangenheit und Gegenwart, Archivarisches mit Kreativ-Rekombinierendem. Auch das musikalische Material tritt mit dem populären Lied in Austausch. Das ergibt eine durchkomponierte Collage, in die unterschiedliche musikalische Stile und Praxen einfließen wobei das Remixen eine Rolle spielt, da ein Großteil der Musik auf historisches Material eingeht. Die Musiker haben unterschiedliche ästhetische Hintergründe und ihre (Un-)Vertrautheit mit den jeweiligen Stilen prägt die Musik ebenfalls.

Welche Fragen bilden den Ausgangspunkt für die Arbeit an diesem Musiktheaterwerk?

Fragen der historischen Erinnerung. Wie schauen wir auf unsere Vergangenheit? Wie identifizieren wir uns mit ihr und wie stellen wir uns ihr? Wie blicken junge Deutsche und Amerikaner auf die Verbrechen ihrer Vorfahren? Was erwarten die Älteren von ihnen? Welche Unterschiede im Umgang mit Vergangenheit gibt es in diesen Kulturen? Sind bestimmte Betrachtungsweisen ideologisch geprägt? Dazu betrachten wir Lieder, die einst populär waren, einige zugleich rassistisch und faschistisch, die heute als problematisch oder schwierig angesehen werden. Was bedeutet es, diese Lieder heute aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten?

over and over vorbei nicht vorbei wird mit dem Jugendchor Vokalhelden geprobt und aufgeführt …

Ich fühle mich geehrt, mit den Vokalhelden zusammenzuarbeiten, die nicht nur durch musikalische Exzellenz glänzen, sondern sich mit soziopolitischen Entwicklungen auseinandersetzen und durch Musik auch kritisches Denken üben. Als Absolvent eines urbanen Chorprogramms kann ich aus eigener Erfahrung berichten, wie wichtig es ist, als junger Mensch durch Musik etwas über die Welt zu lernen. Ich werde viel von den einzelnen jungen Künstler:innen lernen.

Schall&Rausch

Festival für brandneues Musiktheater

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