Läuft bei uns
Die Nase
Dmitri D. Schostakowitsch
Wieder da!
In einer Mischung aus Albtraum und verrückt überzogener Satire inszeniert Regisseur Barrie Kosky steppende Nasen, fahrende Rikscha-Tische und karikaturesk überzeichnete Protagonist:innen mit knallbunten Kostümen zwischen Folklore und Historismus in einem kühlen, trotz seiner Größe klaustrophobisch wirkenden Raum. Die surrealistische Geschichte um die Verlustängste und die Paranoia des kleingeistigen Emporkömmlings Platon Kusmitsch Kowaljow wird zum absurden revueartigen Kaleidoskop der Eitelkeiten, einer verstörenden Mischung aus Wozzeck und Alice im Wunderland, die ihre ganz eigene »sinnlose« Logik besitzt.
Während Barbier Iwan Jakowlewitsch zum Ärger seiner Frau und zu seiner eigenen Überraschung eines schönen Morgens eine Nase im Brotteig findet, die er rasch wieder loszuwerden versucht, muss Kollegienassessor Platon Kusmitsch Kowaljow nach durchzechter Nacht erschrocken feststellen, dass ihm seine Nase abhanden gekommen ist. Panisch macht er sich auf die Suche nach dem flüchtigen Körperteil. Eine andauernde Nasenlosigkeit würde das gesellschaftliche Aus für ihn bedeuten! Bei einem Trauergottesdienst in der Kathedrale glaubt er, seiner Nase zu begegnen, doch kann er sie nicht überzeugen, bei ihm zu bleiben.
Wie in einem bösen Albtraum jagt Kowaljow seinem rebellischen Riechorgan hinterher, doch die Polizei glänzt durch Abwesenheit, und in der Zeitungsredaktion, wo er eine Suchannonce aufgeben will, erntet Kowaljow nur Hohn und Spott. Verzweifelt beklagt er sein Schicksal.
Eine Ansammlung bunt zusammengewürfelter Menschen mutiert durch die Jagd nach der Nase zur hysterischen Meute, die die Entflohene endlich dingfest machen kann. Der Polizeioberhauptmeister überbringt sie höchstpersönlich dem überglücklichen Kollegienassessor, doch – oh je! – der widerspenstige Gesichtserker will nicht an seinem Platz haften bleiben. Kowaljow glaubt sich verhext von Pelageja Grigorjewna Podtotschina, die in Kowaljow eine gute Partie für ihre Tochter sieht. Sogleich schreibt er ihr einen vorwurfsvollen Brief. Bestürzt weist Madame Podtotschina in ihrem Antwortbrief jegliche Vorwürfe zurück.
So plötzlich, wie sie verschwunden war, befindet sich die Nase auf einmal wieder an ihrem Platz. Endlich kann sich Kowaljow wieder unbeschwert in der Öffentlichkeit zeigen. Er trifft die Podtotschina und ihre Tochter und stellt sich vor, wie er wieder mit Frauen flirten wird. Denn nun ist ja wieder alles an seinem Platz – hoffentlich …
Oper in drei Akten nach der gleichnamigen Erzählung von Nikolai W. Gogol [1930]
Libretto von Dmitri D. Schostakowitsch, Jewgeni I. Samjatin, Georgi D. Ionin und Alexander G. Preis
Deutsche Textfassung von Ulrich Lenz
Libretto von Dmitri D. Schostakowitsch, Jewgeni I. Samjatin, Georgi D. Ionin und Alexander G. Preis
Deutsche Textfassung von Ulrich Lenz
Im Repertoire seit 16. Juni 2018
Koproduktion mit dem Royal Opera House Covent Garden, der Sydney Opera und dem Teatro Real Madrid
30 min vor jeder Vorstellung findet eine Stückeinführung im Foyer statt (außer vor Premieren, Kinderopern, konzertanten Aufführungen, Silvester- und Sonderveranstaltungen)
Magazin
15. März 2025
Ein Stück wie eine Lokomotive
Ein Mann verliert seine Nase – und die beginnt ein Eigenleben. Sie singt, tanzt und treibt ihren Besitzer in den Wahnsinn. Klingt absurd? Genau das ist Die Nase, Schostakowitschs surreale Oper nach Gogol. Barrie Kosky macht daraus ein explosives Spektakel aus schäbigem Varieté, Stadtchaos und musikalischem Wahnsinn. Hier steppen Nasen mit nackten Beinen, während Schostakowitschs Partitur rast und kracht. Mal furzt, mal schreit, mal jubiliert das Orchester. Kosky erschafft eine groteske Welt, in der Kowaljow seine Nase sucht – und dabei in Paranoia und Identitätskrisen versinkt. Im Interview erzählt er über seine Version dieses wilden Albtraums, der das Publikum mitreißt wie eine Lokomotive auf voller Fahrt.
#KOBNase
Interview
15. März 2025
Nase weg! So ein Schreck!
Ein Gesicht ohne Nase – ein Schock! Denn eine Nase steht für Würde, Macht und Scharfsinn. Und wurde deshalb oft geopfert, verspottet oder geformt. Im Krieg schlug man sie Gefangenen ab. Chirurgen kämpften darum, sie zu rekonstruieren. Und Künstler:innen machten sie zum Symbol: Gogol ließ sie eigenständig durch St. Petersburg wandern. Und Schostakowitsch brachte sie tanzend auf die Opernbühne. Eine Nase ist mehr als ein Körperteil. Sie erzählt Geschichten – in Die Nase über Paranoia, Identität und die absurde Willkür gesellschaftlicher Strukturen. Eine Einführung in die Nasologie.
#KOBNase
Einführung
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