Dunkle Mächte – bezaubernd schön
Der goldene Hahn
Nikolai Rimski-Korsakow
Barrie Koskys mystische und bilderstarke Inszenierung entführt das Publikum in die rätselhafte Welt der Märchen – und erzählt uns damit mehr über unsere Zeit als man glauben mag. Nach Stationen in Aix-en-Provence, Lyon und Adelaide ist die gefeierte Produktion nun an der Komischen Oper Berlin zu erleben.
König Dodon plagen Sorgen: Sein Reich wird ringsumher von Feinden bedroht, seine Söhne haben auch keinen vernünftigen Rat parat und überhaupt würde Dodon lieber nur essen und schlafen, statt auf sein Land aufzupassen. Ein Astrologe betritt mit der Lösung im Gepäck die Szenerie: ein goldener Hahn, der kräht und mit seinen Flügeln schlägt, falls Gefahr droht. Dodon ist begeistert, vor allem, weil der Astrologe den Preis für das kostbare Hilfsmittel erst später nennen will. Als dann wirklich ein Krieg ausbricht, der Hahn kräht und seine Söhne im Kampf als verschollen gelten, muss Dodon persönlich losziehen – auch wenn die Rüstung nach einem Leben in Saus und Braus nicht mehr passt. Doch statt des erwarteten Schlachtfeldes begegnet er der unvorstellbar schönen Königin von Schemacha. Als Dodon ihr im Liebesrausch verfällt, nimmt das Unheil seinen Lauf ...
Rimski-Korsakows letztes Musiktheaterwerk entfacht den Zauber des düsteren Kunstmärchens von Alexander Puschkin mit einer schier sagenhaften Fülle an Klangfarben. Barrie Kosky setzt diese in ebenso poetische wie geheimnisvolle Bilder um und legt den innersten Kern von Rimski-Korsakows Märchen frei. Komisch, schonungslos und sinnlich tiefdunkel-schimmernd. »Eine Sternstunde der Operngeschichte.« [ONLINE MERKER]
Übrigens
Musikalischer Partner von Regisseur Barrie Kosky ist der neue Generalmusikdirektor James Gaffigan, der die musikalische Leitung für Der goldene Hahn innehat!
Prolog
Der Astrologe tritt vor das Publikum und verkündet, dass er Märchenfiguren zum Leben erwecken wird. »Das Märchen ist erfunden, doch es enthält eine Lehre für alle guten Menschen«.
Erster Akt
König Dodon hat genug von Kriegen. Er will nur noch schlafen und das Leben genießen. Leider bedrohen gerade jetzt feindliche Nachbarn sein Land. Seine Söhne, die Prinzen Gwidon und Afron, überbieten sich gegen- seitig an dummen Ratschlägen, wie man nun handeln sollte. Dass sein Heerführer Polkan die Pläne polternd ablehnt und vor ihren Gefahren warnt, verärgert Dodon. Da erscheint die Rettung in Gestalt des Astrologen, der sich als alter Bekannter von Dodons Vater vorstellt. Er bietet Dodon einen goldenen Hahn an, der bei Gefahr einen Warnruf kräht: »Pass auf, sei wachsam!« Dodon ist begeistert, als der Hahn stattdessen ruft: »Regiere im Liegen!« Dem Astrologen verspricht er, ihm zum Dank für den goldenen Hahn jeden Wunsch zu erfüllen, will ihm das aber nicht schriftlich bestätigen – schließlich habe er das Wort des Königs.
Der Astrologe tritt vor das Publikum und verkündet, dass er Märchenfiguren zum Leben erwecken wird. »Das Märchen ist erfunden, doch es enthält eine Lehre für alle guten Menschen«.
Erster Akt
König Dodon hat genug von Kriegen. Er will nur noch schlafen und das Leben genießen. Leider bedrohen gerade jetzt feindliche Nachbarn sein Land. Seine Söhne, die Prinzen Gwidon und Afron, überbieten sich gegen- seitig an dummen Ratschlägen, wie man nun handeln sollte. Dass sein Heerführer Polkan die Pläne polternd ablehnt und vor ihren Gefahren warnt, verärgert Dodon. Da erscheint die Rettung in Gestalt des Astrologen, der sich als alter Bekannter von Dodons Vater vorstellt. Er bietet Dodon einen goldenen Hahn an, der bei Gefahr einen Warnruf kräht: »Pass auf, sei wachsam!« Dodon ist begeistert, als der Hahn stattdessen ruft: »Regiere im Liegen!« Dem Astrologen verspricht er, ihm zum Dank für den goldenen Hahn jeden Wunsch zu erfüllen, will ihm das aber nicht schriftlich bestätigen – schließlich habe er das Wort des Königs.
Nun kann Dodon mit gutem Gewissen dösen und sich von seiner Aufseherin Amelfa mit einem Schlaflied umschmeicheln lassen. Da kräht der goldene Hahn wieder. Diesmal droht Gefahr! Dodon schickt seine beiden höchst unwilligen Söhne in den Krieg, ist aber vor allem unzufrieden, dass er aus seinen Träumen gerissen wurde. Als er Amelfa auffordert, diese Träume zu erraten, kommt sie bald darauf, dass es darin um eine schöne Frau geht. Erneut kräht der Hahn und warnt vor weiterer Gefahr. Polkan erklärt dem König, dass diesmal alle Alten in den Krieg ziehen müssen. Widerwillig macht sich auch Dodon auf den Weg.
Zweiter Akt
Dodon beklagt den Tod seiner beiden Söhne, die allerdings nicht im Krieg gefallen sind, sondern sich gegenseitig umgebracht haben. Den Grund dafür lernt er nun kennen: Er begegnet der geheimnisvollen Königin von Schemacha, die beide Söhne in ihren Bann gezogen hatte, sodass sie sich aus Eifersucht gegenseitig töteten. Schnell hat die Königin auch Dodon umgarnt. Dabei sagt sie ihm unverblümt, dass sie – ganz ohne Heer und nur mithilfe ihrer Schönheit – sein Königreich stehlen will. Trotzdem lässt sich Dodon verliebt darauf ein, vor ihr zu singen und zu tanzen, und merkt nicht mehr, dass er sich dabei lächerlich macht. Von ihr hingerissen verkündet er der Königin, dass sein Reich und er selbst nun ihr gehören. Als sie den Wunsch äußert, den skeptischen Polkan für seine Widerworte zu bestrafen, schlägt er vor, ihm den Kopf abschlagen zu lassen. Das Gefolge der Königin spottet über den verliebten alten König.
Dritter Akt
Das Volk ist unruhig. Da der goldene Hahn lange nicht gekräht hat, droht wohl keine Gefahr, doch niemand weiß, was in der Zwischenzeit geschehen ist. In Abwesenheit des Königs ist Amelfa zu einer hochmütigen Tyrannin geworden. Sie gibt vor, mehr zu wissen als die anderen: Der König habe einen Drachen besiegt und eine Prinzessin gerettet, die er als Braut mit- bringe, seine Söhne habe er hinrichten müssen. Als Dodon und die Königin mit Gefolge erscheinen, tritt aus der Menge plötzlich der Astrologe hervor und verkündet, dass er jetzt seine Belohnung für den goldenen Hahn haben möchte: die Königin von Schemacha. Empört weigert sich Dodon und bietet ihm stattdessen andere Gaben an. Als der Astrologe nicht nachgibt, erschlägt ihn Dodon. Die Königin wendet sich voller Verachtung von Dodon ab, der goldene Hahn stürzt sich auf ihn und tötet ihn. Ratlos klagt das Volk, was denn die Zukunft ohne den guten König bringen wird.
Epilog
Der Astrologe tritt noch einmal vor das Publikum und erinnert daran, dass alles nur ein Märchen war. Die einzigen echten Menschen waren er und die Königin von Schemacha …
Oper in drei Akten [1907]
Libretto von Wladimir I. Belski
nach einem Märchen von Alexander S. Puschkin
Libretto von Wladimir I. Belski
nach einem Märchen von Alexander S. Puschkin
Premiere am 28. Januar 2024
Koproduktion mit dem Festival d’Aix-en-Provence und der Opéra National de Lyon
Plätze mit leichter Sichteinschränkung sind über das Kartentelefon und die Opernkasse erhältlich.
30 min vor jeder Vorstellung findet eine Stückeinführung im Foyer statt (außer vor Premieren, Kinderopern, konzertanten Aufführungen, Silvester- und Sonderveranstaltungen)
30 min vor jeder Vorstellung findet eine Stückeinführung im Foyer statt (außer vor Premieren, Kinderopern, konzertanten Aufführungen, Silvester- und Sonderveranstaltungen)
Musikalische Leitung
Inszenierung
Szenische Einstudierung
Denni Sayers
Bühnenbild
Kostüme
Choreographie
Dramaturgie
Olaf A. Schmitt
Chöre
Licht
Choreographische Einstudierung
Joseph Gebrael
König Dodon
Prinz Gwidon
Prinz Afron
General Polkan
Amelfa
Margarita Nekrasova/Ksenia Vyaznikova
Astrologe
Königin von Schemacha
Der goldene Hahn (Stimme)
Der goldene Hahn (szenisch)
1. Bojar
Fermin Basterra/Taiki Miyashita
2. Bojar
Myung Hoon Park/Jan-Frank Süße
Tänzer
Michael Fernandez, Lorenzo Soragni, Benjamin Gericke, Kai Chun Chuang
Komparserie
Komparserie
#KOBGoldenerHahn
30. Januar 2024
Barry Koskys stupend präzise Inszenierung des „Goldenen Hahns“ hat schon eine kleine Reise hinter sich von Aix-en Provence über Lyon und Adelaide nach Berlin , an die Komische Oper, also ans Schillertheater, das derzeitige Quartier der Truppe. ... Der Dirigent James Gaffigan wirkt, als habe er sich vollkommen in diese Musik verknallt, er umsorgt jedes kleinste Detail, er schildert plastisch, aufregend, elegant. Proshina und Ulyanov müssten gar nichts singen, die Musik erzählte alles, bohrende Neugierde am anderen, von ihr ironisch, spielerisch, verführerisch dargeboten.
Irre werden an der Schönheit, Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung
#KOBGoldenerHahn
30. Januar 2024
Stimmlich und darstellerisch grandios verkörpert Dmitry Ulyanov den König und verdeutlicht, warum es bei Kosky nicht leicht ist, ein Despot zu sein. ...
Sopranistin Kseniia Proshina wird gewissermaßen der rote Teppich ausgerollt. Was sie gar nicht nötig hat. Die Sängerin kann mit einer Eleganz verführen, ihr lyrischer Sopran bewegt sich voller Leichtigkeit durch die Partie, auch wenn sie die geforderten Spitzentöne nur anreißt.
Sopranistin Kseniia Proshina wird gewissermaßen der rote Teppich ausgerollt. Was sie gar nicht nötig hat. Die Sängerin kann mit einer Eleganz verführen, ihr lyrischer Sopran bewegt sich voller Leichtigkeit durch die Partie, auch wenn sie die geforderten Spitzentöne nur anreißt.
Fantasien eines einsamen Königs, Volker Blech, Berliner Morgenpost
#KOBGoldenerHahn
29. Januar 2024
Barrie Kosky nimmt uns mit in eine düster-romantische Bühnenwelt. Ein Szenario wie von Caspar David Friedrich gemalt. ... Dmitry Ulyanov verkörpert diesen König Dodon in feinster Falstaffmanier als bramarbasierend-donnernder Bass. Die matarihafte Verführerin singt Kseniia Proshina mit schillernd-umgarnendem Sopran, eiskalte Spitzen setzend, in orientalisch-verschlungenen Läufen in der überhaupt klangfarbenreichen Musik Rimsky-Korsakows. ... Die entfaltet das Orchester der Komischen Oper unter der Leitung des neuen Generalmusikdirektors James Gaffigan einfühlsam: von zart-romantisch bis zur überdrehten Farce.
Dystopisches Märchen: »Der Goldene Hahn« an der Komischen Oper, Barbara Wiegand, rbb Inforadio
#KOBGoldenerHahn
29. Januar 2024
Das war ein runder, voller Erfolg! Die Komische Oper hat gepunktet. Und zwar mit einem Werk, das ja wirklich ans Haus passt. ... Es ist keine platte Aktualisierung, es ist für Kosky ein Märchen und es geht um die Magie der Bilder. Und alles, was man für heute daraus ableiten könnte, überlässt Kosky der Intelligenz des Publikums. ... James Gaffigan hat diese vielschichtige Partitur wirklich ausgeleuchtet bis in die hintersten Winkel. ... Ein kurzweiliges Vergnügen, der Chor - das Rückgrat des Hauses - mal wieder grandios. ... Wer da hingeht, macht nichts falsch!
Premiere an der Komischen Oper »Der goldene Hahn«, Andreas Göbel, rbbKultur
#KOBGoldenerHahn
26. Januar 2024
Kein einziger schwacher Moment
Der goldene Hahn ist Nikolai Rimski-Korsakows ausgefeilteste und musikalisch farbenprächtigste Oper. Seine meisterhafte Partitur lässt die Geschichte und ihre Figuren sinnlich erleben und schafft es, Erotik nicht nur verführerisch, sondern auch tiefgründig und authentisch klingen zu lassen. Im Gespräch erzählen Dirigent James Gaffigan und Regisseur Barrie Kosky über ein Kind, das einen König spielt, über die Inszenierung eines Deliriums und eine Oper im Gewand einer schwarzen Komödie.
#KOBGoldenerHahn
Interview
26. Januar 2024
Realer als real
Brutal und respektlos regiert König Dodon sein Reich, machttrunken ohne Verantwortungsbewusstsein. Er ist blind für seine eigene Menschlichkeit und damit auch für seine Lächerlichkeit. Denn so abgründig getrieben von Ängsten und Sehnsüchten der willfährige Herrscher in Der goldene Hahn gezeichnet wird, so entlarvend, komisch und hintergründig ist die Oper aus der Hand des russischen Komponisten Nikolai Rimski-Korsakows. Ein musikalisches Meisterwerk über notwendige Widersprüche.
#KOBGoldenerHahn
Einführung
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